Kinderhilfe in der Corona-Krise – Das Heldenlied
Das Heldenlied und wie es dazu kam
Am Samstag, 21. März, mein 57. Geburtstag – ich hatte seit Jahren nicht mehr mit Freunden gefeiert und diesmal wollte ich es mit einem tollen Liveprogramm bei unserer Rocklantic Spring Party nachholen und es mal ordentlich krachen lassen!
Doch es kam ganz anders …
Da ich ja viele Jahre zuvor immer gearbeitet und nicht gefeiert hatte, war dieser Geburtstag ähnlich unspektakulär, wie die vorherigen, wäre da nicht das Corona-Virus.
Rückblick
Am 18. März hatte ich zusammen mit Andreas Schindler noch einen Song für Italien geschrieben, dem europäischen Land, das am meisten unter der Krise leiden muss und schon bald sollte ich ein weiteres Lied schreiben, diesmal für alle Kinder dieser Welt; aber mal der Reihe nach.
Es muss für Kinder, die es gewohnt sind raus zu können, wenn sie spielen wollen, eine Qual sein, den ganzen Tag in einer Wohnung oder einem Haus verbringen zu müssen. Und ein, zwei Tage mag es noch neu und vielleicht sogar spannend sein, aber dann beginnt eine schwierige Zeit, die man oft gar nicht erklären kann.
Wolkeninsel
Wir haben vor Jahren begonnen, Geschichten im Studio einzusprechen und Kinderlieder zu veröffentlichen und die Idee Wolkeninsel, so der Name, wurde allmählich etwas populärer. Auf einen Verlag wollten wir nicht bauen, sondern lieber eigenbestimmt organisch wachsen.
An diesem Geburtstag beschlossen wir, unsere Kinderlieder und alle Geschichten kostenlos als Download zur Verfügung zu stellen. Es war keine Überlegung, ob es wirtschaftlich für uns von großem Nachteil sein könnte, sondern die Überlegung, vielen Kindern mit den Geschichten und Lieder eine Freude zu machen.
Da ich der Autor der Wolkeninsel bin und ich mein Vorgehen mit niemandem außer Marion absprechen muss, machte sich Marion gleich ans Werk, den Content dazu zu bauen, um unsere Idee in Szene zu setzen und via Social Media die Idee zu platzieren und zu verbreiten.
Mit im Team ist Nadja Lorenzen, die alle Zeichnungen erstellt, alle Schriften für die Wolkeninsel anfertigt und jede Aktion sofort umsetzt. Das ist so genial dich im Team zu haben! Praktischerweise ist ihr Göttergatte Stefan auch noch ein super Lektor und so werden alle schriftlichen und zu zeichnenden Sachen hin- und hergeschoben, bis sie final sind.
Es geht los
Wir hatten gerade in Planung, personalisierte Geburtstaglieder auf den Markt zu bringen und da kam uns die Idee, dass wir lieber die Arbeit in ein nicht kommerzielles Lied stecken. Und es sollte für alle Kinder sein, die zuhause bleiben müssen: Ein Heldenlied für die vielen kleinen Helden in ganz Deutschland.
Per WhatsApp oder E-Mail sollten die Kinder selbst oder ihre Eltern oder Freunde eine Sprachnachricht mit dem Namen senden und wir würden den Namen dann im Studio in den Song einbauen.
Umsetzung des „Heldenliedes“
Montag, 23. März, der Text steht, es folgt die Komposition. Ab ins Studio, ich singe das Heldenlied als Pilotprojekt ein.
Ich darf mit vielen Produzenten zusammenarbeiten, bei diesem Projekt kommt mir sofort ein Name in den Sinn: Vladimir Ney, ein aus Kasachstan stammender Freund, mit dem ich bereits viele Projekte umgesetzt habe. Ich erkläre ihm, wie ich das Lied arrangiert haben möchte und gebe ihm natürlich auch ein wenig Spielraum, da ich weiß, dass er es liebt es, kleine Kunstwerke zu arrangieren. Ich schätze ihn und seine Arbeit sehr!
Dienstag, 24. März, Vladimir sendet mir einen ersten Entwurf, bereits am 25. März ist das ausgereifte Arrangement fertig.
Mittwoch, 25. März, ich gehe ins Studio und singe „Heldenlied“ ein.
Ich brauche frische, leichte Stimmen, aber es herrscht eine Ausnahmesituation und private Kontakte sind untersagt. Da habe ich eine Idee: Marion fragt ein paar ihre Gesangs- Schülerinnen und -Schüler, ob sie uns per Sprachnachricht das Kinderlied mit ihrer Stimme senden könnten. Dafür sollten sie genau zwei Stunden Zeit haben, denn ab 12:00 Uhr möchte ich mich an den Mixdown machen.
Emely, Lou, Lolo, Taja und Nizzo – wir sind euch so dankbar, dass ihr nicht nur sofort zugesagt, sondern, um zu helfen, alles stehen und liegen gelassen habt. Das ist ganz groß von euch und wir und ganz viele Kinder danken euch von Herzen dafür.
Marion bereitet weiterhin die Kampagne vor und passt die Wolkeninsel Homepage mit der Anleitung und Hörproben vom „Heldenlied“ an und am Abend des 25. März wird das Heldenlied erstmals auf Instagram veröffentlicht. Jedes Kind hat nun die Möglichkeit, kostenlos sein personalisiertes Heldenlied zu erhalten.
Mittwochabend erreichen uns die ersten Downloads und Nachrichten von glücklichen Eltern und Kindern, die uns ihre Namen schicken und sich im Vorfeld bedanken für diese Aktion. Das zeigt uns, dass unser Weg der richtige ist.
Ich gehe an diesem Abend recht früh ins Bett, diesmal mit den Beatles in den Ohren – ich schlafe häufig mit Musik ein. Am nächsten Morgen wollen und sollen wir 5:00 Uhr starten. Ich beginne mit der Studioarbeit, alle Namen müssen an zwei Stellen händisch eingesetzt werden. Da die Qualität der Sprachnachrichten recht unterschiedlich ist, muss ich für jeden Fall ein System entwickeln, um die Kinder nicht zu enttäuschen. Außerdem würde es zukünftig auch Familien mit mehreren Kindern geben und mir ist bewusst, dass kein Neid entstehen darf. Die Namen sollen möglichst von gleicher Qualität sein, auch wenn ein Dreijähriger ganz anders spricht, als bspw. ein Sechsjähriger oder eine Mutter oder ein Vater.
Bis zum Abend haben wir um die 500 Bestellungen und natürlich komme ich nicht mehr hinterher. An Tag 2 schreiben wir, dass die Bearbeitung 24-48 Stunden dauern kann.
Ich werde zwar immer schneller, da ich meine Arbeit optimieren kann, aber bei der Vielzahl an Namen muss man höllisch aufpassen, dass man sich nicht verschreibt, oder die Markierungen verrutschen.
Ein Lebensabschnitt komplett für das Heldenlied
Wir arbeiten von da an jeden Tag mindestens 14 Stunden mit den Anfragen und den Antworten und dem Versenden der Unikate. Marion im Erdgeschoss der Academy, ich im Untergeschoss.
Wenn man von den 14 Stunden aber noch diverse andere Officearbeiten zu erledigen und POWERVOICE in der surrealen Corona-Zeit auch noch zu organisieren hat, dann kann man sich ausrechnen, dass maximal 300 Kinderlieder pro Tag umgesetzt werden können. Denn ich muss jedes Lied einzeln bearbeiten, es benennen, mastern, in Ordner packen, Marion zukommen lassen und dann muss Marion es versenden. Nebenbei dürfen wir natürlich unser Social Media nicht vernachlässigen und Marion darf mit den Kids und Müttern kommunizieren, da wir so viele liebenswerte Nachrichten bekommen, die alle beantwortet werden wollen.
Hier mal ein paar Nachrichten von tausenden:
„Ich bin euch so dankbar, erst durch das Heldenlied von Lucas hat er verstanden, warum er Oma nicht besuchen darf. Ich habe es ihm vorher so oft versucht zu erklären! Danke!“
Süß, wenn uns kleine, kaum mit dem Sprechen begonnene Kids sagen: „Wir lieben euch“ oder „Danke, ich hab´ euch lieb.“ Manchmal geschieht das mit sufflierenden Mutter, manchmal „freiwillig“!
Eine Mutter aus Spanien sendet uns die wunderschön klingenden Namen ihrer drei Kinder und bedankt sich unter Tränen mit gebrochenem Deutsch, dass ihr Kind den ganzen Tag nichts anderes hört.
Wir freuen uns immer auch immer, wenn türkische oder arabische Namen gesendet werden – das klingt immer wie gesungen.
Weil auch einige Eltern uns ohne Sprachnachricht nur die Namen der Kinder schicken, senden wir ihnen eine Nachricht, dass sie die Namen doch bitte „liebevoll, witzig, fröhlich“ senden sollen. Zwei Mütter entscheiden sich uns dies als Sprachnachricht zu senden:
„Liebevoll, witzig, fröhlich!“ – perfekt artikuliert …
Viele fragen, ob sie uns etwas spenden können, eine fragt, ob es einen Haken gibt und sie ein Abonnement abschließen muss … Wir hören auch viele: „Gott segne euch“, „ihr seid Engel“, „Es muss euch doch jemand dafür bezahlen“ und „dass es sowas noch gibt“ …
Wir sind ein ganz kleiner Teil
Im ersten Moment ist man beschämt, freut sich und es ist natürlich aufbauend. Dann denkt man aber an die vielen fleißigen Menschen, die GANZ SELBSTVERSTÄNDLICH ihren Job machen, sich aufopfern und immer nur als Gruppen gewürdigt werden, kaum mal, dass einer dieser tollen Menschen namentlich erwähnt wird.
Es gibt viele Helden in unsere Gesellschaft, die leider nur pauschales Lob erhalten. DANKE, dass ihr Deutschland am Laufen haltet, ihr vielen fleißigen und selbstlosen Unbenannte!
Weitere Helden
Zurück zu unserem selbst auferlegten Auftrag!
Aus den hundert Anfragen wurden tausend, aus tausend tausende … Wir benötigten Unterstützung! Ich überlegte: Wer hat ein Studio, wer hat genug Feingefühl, Spaß an einer solchen Aktion und würde uns ehrenamtlich helfen? Ich dachte dabei sofort an drei Freunde: David, Jonathan und Steffen. Keiner dieser drei tollen Menschen zögerte auch nur eine Sekunde, alle sagten sofort zu. Ich sagte ihnen, dass eine Menge Arbeit auf sie zukommen würde, aber das schreckte sie nicht ab.
Wir sind euch dafür sehr dankbar und ich feiere Aussagen wie: „Man lernt auch dabei immer noch dazu“. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie konzentriert man bei einer solchen Aufgabe sein muss, weil keine Sprachnachricht wie die andere ist …
Tanzvideo zum Heldenlied
Wir brauchen ein Tanzvideo und unsere Freundin Rilana vor der Brüggen hat eine Tanzschule und ich bitte sie um Mithilfe. In wenigen Minuten erhalten einige Tanzmäuse der Show-& Musical-Dance Academy Ostfriesland die Musik und machen sich ans Werk eine Choreografie zu erstellen. Ganz lieben Dank an alle Mini-Choreografen!!! Wir haben uns dann für Sarah entschieden, die das offizielle Tanzvideo zum Heldenlied performt. Danke liebe Sarah, wir finden deine moves großartig!
Tanzvideo zum Heldenlied
Kein Ende in Sicht
Mittlerweile sind wir bei Tag 13. Jeden Tag bekommen wir 400-500 Anfragen, manchmal sind wir am Limit mit unserer Power, aber diese glücklichen Sprachnachrichten von Eltern, Kindern, Omas und Opas aus mehr als 20 Ländern und allen 5 Kontinenten machen uns unendlich glücklich und wir werden auch die nächste Zeit pünktlich um 5:00 Uhr aufstehen und weitermachen.
Vielleicht ebbt die Nachfrage ab, vielleicht ist der Run noch gar nicht richtig erfolgt – dann benötigen wir weitere Hilfe von lieben Menschen, in dem Fall Produzenten, die einfach nur einem anderen Menschen ein Stück kleines Glück senden möchten.
Hallo, ich heiße …
Abbygale, Achmed, Asya, Carlos, Elfida, Emilia, Esila, Glen, Henry, Isabell, Jacqueline, Junis, Kilian, Laura, Leyla, Medina, Nabia, Slavi, Sophie, Tehodor, Nikita, Massimo, Noel, Esnin, Zoe, Zumbra ….
Mama sagt:
Abbygale, Achmed, Asya, Carlos, Elfida, Emilia, Esila, Glen, Henry, Isabell, Jacqueline, Junis, Kilian, Laura, Leyla, Medina, Nabia, Slavi, Sophie, Tehodor, Nikita, Massimo, Noel, Esnin, Zoe, Zumbra ….
Ich werden diese Sätze ein Leben lang mit den Heldenliedern verbinden und ich wache momentan jeden Morgen mit diesen Satzanfängen auf.
Es macht uns glücklich und ein wenig stolz: dass wir die Gewissheit haben, dass all die Arbeit, die endlos scheinende Namensliste, Tage, die einfach nur vorbei gerauscht sind – es hat alles Sinn gemacht und wir konnten einen ganz kleinen Beitrag leisten, einigen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Musik bringt uns alle ganz, ganz nahe zusammen, spürbar und ohne Körperkontakt haben zu müssen!
Bleibt gesund und bis bald am Rocklantic
euer
Andrés
Andrés Balhorn
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