Sängerausbildung in Stuttgart – Teil 2 – Juni 2016
POWERVOICE Sängerausbildung in Stuttgart
Ausbildungseinheit 2 vom 11.06. – 12.06.2016
Die Wiedersehensfreude steht allen ins Gesicht geschrieben, als es am späten Samstag Vormittag endlich mit der Gesangsausbildung Teil 2 losgeht. Wir haben diesmal auch ein viel heimeligeren Raum, und einige von uns haben allerlei Leckereien mitgebracht, Pizza, Nudelsalat, Muffins und Knabberzeug, so dass von außen alles eher nach netter Party als nach harter Arbeit aussieht. Und für die Eingangsrunde dürfen wir uns erstmal in die abgewetzte Sofaecke kuscheln.
Los geht’s mit Andrés‘ Frage, was uns von den Auftritten bei der letzten Open Stage vor vier Wochen in Erinnerung geblieben ist. Eindeutig: die Bierflasche. Nein, ich mag nach wie vor kein Bier, aber nachdem ich den wundervollen Jazz-Song „You go to my head“ auf die Setlist gesetzt hatte, fiel mir siedendheiß ein, dass mein Playback einen Instrumentalteil von über einer Minute enthält. Das Publikum in der Zeit mit meinen Tanzkünsten bei Laune zu halten, schien mir keine gute Idee, also war eine kleine spontane Inszenierung gefragt. Da die Lyrics die Wirkung diverser Alkoholika illustrieren („and I find you spinning round in my brain / like the bubbles in a glass of champagne“), suchte ich nach einem passenden Requisit. Das alkoholische Angebot der Proberäume ist bedauerlich eingeschränkt, und so habe ich statt einer Schampusflasche eine Bierflasche aus dem Leergut gefischt. Mit der hatte ich dann während des Intermezzos so viel Spaß auf der Bühne, dass ich darüber beinah meinen Gesangseinsatz am Ende des Songs verpasst hätte. Anscheinend hat die spontane Improvisation nachhaltig Eindruck hinterlassen.
Andrés bekräftigt noch einmal: Ihr dürft machen, was ihr wollt, es darf euch nur nicht peinlich sein und ihr müsst es bis zum Schluss durchziehen. Na, wenigstens ein Problem, das ich nicht habe, ich hätte den Schluss ja beinah vor Spaß an der Sache verpasst.
So kommen dann noch mal Stärken und Schwächen aller Teilnehmer zur Sprache, die Themen, an denen sie arbeiten wollen. Auch unsere POWERVOICE-Neulinge Steffi und Caroline finden sich so langsam in den Arbeits- und Kommunikations-Stil hinein. Steffi lernt, dass Einwände / Ausflüchte / Entschuldigungen / Nörgeleien bei Andrés überhaupt nichts bringen.
Carolines Mission: Snapchat
Caroline hat heute doppelt Stress, sie vertritt Marion, die in Hamburg geblieben ist, und übernimmt den POWERVOICE Snapchat Account. Hüpft durch leere Gänge, hält das Gesicht in ihre Handy-Kamera und versucht das Wichtigste aus dem aktuellen Gesangsausbildungs-Geschehen für die Welt da draußen zusammenzufassen.
Für das erste Zusammentreffen mit Snapchat hat Caroline das super gemeistert. Aber seht selbst am Ende des Blogs.
Deutschstunde in der Gesangsausbildung
Jetzt ist erstmal Deutschstunde angesagt: Jeder darf einen Song mit deutschem Text präsentieren, den wir als Hausaufgabe aussuchen und vorbereiten mussten. Dank Christina Stürmer, Annett Louisan, Sarah Connor, den Ärzten, Hubert Kah, Max Mutzke und Glasperlenspiel entdecken wir wieder viele neue, spannende Facetten an jedem von uns.
Janina überzeugt zum Abschluss der Runde mit einer großartigen Version von „Geiles Leben“ – und muss sich dann gleich wieder anhören, dass ihr sowas viel besser steht als die schwermütigen Songs, die sie sonst immer singt. Da bekomm ich innerlich gleich Stacheln und Lust auf eine Runde Bullshit-Bingo à la „Kein Wunder, dass es dir nicht gut geht, wenn du immer so traurige Musik hörst!“. Wo wären wir denn, wenn die Musikgeschichte nur aus Bobby McFerrins bestünde? Ohne Allegris Miserere, Mozarts Requiem, Mahlers Kindertotenlieder? Hat ja auch keiner zu Bach nach der Premiere der Johannespassion gesagt: „Ey Johann Sebastian, mach doch mal was Fröhliches. Steht dir viel besser.“
Okay. Es steht ihr wirklich gut. Aber wäre es denn nicht die wirkliche Kunst, beides zu können und aus dem einen Inspiration für das andere zu schöpfen?
Ein Parforce-Ritt durch die Genres
Ich hab nicht mehr viel Zeit, meinen musikphilosophischen Grübeleien nachzuhängen, denn es geht gleich mit Hausaufgabe Nr. 2, den Rock-Songs, weiter. Diese Runde endet für mich mit einem kleinen Bekehrungserlebnis, hatte ich doch immer geglaubt, besonders für rockige, kraftvolle Songs sei Bewegung unerlässlich. Petra singt „Hold the Line“ von Toto und tänzelt wie gewohnt über die Bühne, ganz das nette Mädchen, hübsch und charmant. Bis Andrés sie auffordert, sich hinzusetzen und sich nach vorne zu beugen. Plötzlich ist sie da, die Rockstimme. Aber nicht nur das. Auch optisch verschwindet das nette Mädchen, und es kommt etwas zum Vorschein, was viel stärker, energiegeladener ist. Ich bin wie gebannt.
Der Parforce-Ritt durch die Genres ist noch nicht zu Ende. Jede/r von uns hat auch noch einen Musical-Song vorbereitet, und diesmal sind wir gefragt, diese Songs zu einem Mini-Musical zusammenzustricken. Vorbereitungszeit: 10 Minuten. Das ist nicht wirklich schwer. Wenig überraschend sind unsere Songs zwar aus unterschiedlichen Musicals, handeln aber alle von der Liebe. Von unerwiderter, sehnsuchtsvoller, romantischer, lustvoller Liebe. Für die jeweils Matthias, als Hahn im Azubinen-Korb, als Objekt herhalten muss. Das macht er gar nicht mal so ungern – obwohl es natürlich anstrengend ist, weil er von Anfang bis Ende im Scheinwerferlicht steht, auch wenn er nicht selbst singt. Interessant auch seine nachträgliche Interpretation der eigenen Rolle als „Schmetterling, der von Blume zu Blume weitergereicht wird“. Ich glaube, die ihm verfallenen Blumen haben das ein bisschen anders gesehen …
Dir gehört mein Herz …
Spannend ist vor allem sein Duett mit Steffi – der Tarzan-Song „Dir gehört mein Herz“ – alldieweil sich für den Zuschauer eine kleine Parallelhandlung auftut, als Matthias‘ Mikro nicht funktioniert und er singend durch den Raum stürmt, um nach einem einsatzfähigen zu suchen. Das hat leider ein zu kurzes Kabel, so dass Steffi ihn anschließend nicht mit sich auf die Bühne ziehen kann, was sie aber nicht gleich realisiert. Ein kurzen Moment ist sie irritiert von Matthias‘ Widerstand. Bewundernswert: Trotz des Kampfes mit den technischen Widrigkeiten fallen die beiden die ganze Zeit nicht aus ihrer Rolle. Improvisation ist auch von Celina gefragt, denn sie hat den gleichen Song und macht spontan eine rührende Hochzeitspredigt für Matthias und Janina (der Blume, bei der der Schmetterling inzwischen gelandet ist) daraus.
Klasse zu sehen, wie mit minimaler Vorbereitung und maximaler Spielfreude eine höchst unterhaltsame Aufführung entstehen kann. Danach sind alle ziemlich erschöpft und gar nicht mal so böse, dass die abendliche Open Stage diesmal ausfallen muss. (Ach ja. Und ich wäre übrigens auch nicht böse, wenn ich „Dir gehört mein Herz“ bis zum Ende der Ausbildung nicht mehr hören müsste 😉 )
Über Rhythmus, Trainingstöne und der Besuch von Tom
Am Sonntag in der Gesangsausbildung wird es dann so richtig anstrengend. Rhythmik steht auf dem Programm. Absolut nicht mein Lieblings-Thema. Wir klatschen unsere Songs, die Silben, die Melodie, verschiedene Rhythmen, wir klatschen die Rhythmus-Pyramide, wir klatschen und schnippen und schreien uns gegenseitig Zahlen an den Kopf, bis die Hände brennen und das Hirn raucht. Hier gilt nun auch: es darf einem nichts peinlich sein. Wenn man sich zu sehr darauf konzentriert, alles richtig zu machen, macht man garantiert Fehler. Wenn man zu verhalten klatscht, aus Angst, an der falschen Stelle zu klatschen, kommt man garantiert aus dem Takt.
Damit Caroline in Ruhe lernen kann, haben wir heute einen lieben Gast: Tom, aus der vergangenen Coachausbildung in Stuttgart, übernimmt die Rolle des Snapchat-Korrespondenten. Er war in seiner Klasse der Snapkönig und kann so Caroline entlasten. Danke, Tom.
Im letzten Unterrichtsteil geht es darum: wie und wo atme ich richtig. Erst einmal begreifen wir, was bei der Atmung anatomisch passiert, und kontrollieren das bei uns und unseren Übungspartnern. Dann wird eingeatmet und ein Trainingston produziert. Schließlich ein Song Sequenz für Sequenz mit ökonomischer Atmung versehen.
Caroline auf dem Wackel-Board, mit bandagiertem Bein und in der Hocke, versucht zu singen und auch noch an den richtigen Stellen zu atmen. Sie braucht ein paar Anläufe, bis das gelingt – aber dann klingen ihre Töne plötzlich viel satter und spannender.
Am Ende hat Caroline eine Überdosis Atmung und ist vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen: „Jetzt weiß ich ganz genau, was ich üben will!“ Und plötzlich klingt auch ihre Sprechstimme ganz anders, entschlossen und kernig. Es macht nun ganz anders Spaß, ihr zuzuhören.
Und schon ist wieder Zeit für die Frage: „Was nimmst du von diesem Wochenende mit?“
- Wir haben alle unsere Stärken und unsere Schwächen. Und für jede Schwäche gibt es das richtige Mittel.
- Back to the basics: auch den alten Hasen schadet es nichts, wenn sie Grundlagen wie Atmung und Trainingston kleinschrittig üben. Und üben. Und üben …
- Hektik, Stress, der Druck, unter den man sich selbst ständig setzt: das alles beeinträchtigt nicht nur die Stimme, die Rhythmik, die Interpretation. Sondern auch meine Gesundheit, mein ganzes Leben.
- Hatten wir zwar schon, ist aber immer wieder schön: Wenn einem nichts mehr peinlich ist, kann das ungeheuer befreiend sein.
- Und wenn man sich doch noch nicht so richtig traut: Bitte dringend rausfinden, wer da irgendwann mal in der Vergangenheit am eigenen Selbstwertgefühl gesägt hat.
So, am besten im Poesiealbum notieren oder hinter die Ohren schreiben. Weitere wertvolle Erkenntnisse über das Singen speziell sowie über das Leben im Allgemeinen findet Ihr in vier Wochen wieder hier im Blog 😀
Wir snappen für euch! Snapchat-Story Gesangsaubsildung Stuttgart Teil 2
Bis bald,
eure Fenja
Anne-Katrin Hillebrand
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