POWERVOICE goes Südamerika – Teil 9

POWERVOICE goes Südamerika – Teil 9

Sonntag, 23. März 2014

Wie gewöhnlich bin ich bereits 15 Minuten vor dem Wecker wach. Heute geht es von Buenos Aires nach Iguazu, zu den schönsten Wasserfällen der Welt. Hepi wird uns am Flughafen abholen und wir sind gespannt auf seine Planung. Wie immer wird er uns etwas vorschlagen und gleichzeitig eine Alternative dazu.

Wir geben den Schlüssel an der Rezeption ab und verabschieden uns von der Rezeption. Einige Sachen werden wir im Hotel lassen, da wir wieder nur 15 kg plus Handgepäck mitnehmen dürfen. Wir werden aber später in Paraguay eine zweite Sporttasche kaufen, da das Handgepäck nie gewogen wird, ist mir jedenfalls noch nie untergekommen.Hotel Marbella, Buenos Aires

Wir fahren mit dem Taxi zum Flughafen Jorge Newberry, der um die 10 km entfernt ist. Wir haben noch reichlich Zeit für einen wunderbaren Kaffee.

Flughafen Jorge Newberry

Dann geht es los, wir haben LAN gebucht. Der Flug läuft reibungslos und wir steigen in Iguazu aus. Natürlich erwartet uns Hepi bereits und nimmt uns in Empfang. Marion ist froh als wir aus dem Flughafen herauskommen, um die erste Zigarette nach ein paar Stunden rauchen zu können 😉

Hepis Vorschlag ist heute die brasilianische Seite der Wasserfälle zu besuchen. Von hier aus verschafft man sich den Überblick über das Weltwunder und kann fast alle Fälle sehen, da sich der Großteil auf argentinischer Seite befindet.

Vorher möchte er uns aber einen anderen Ort zeigen: Ein Verwandter von Hepi hat in der Nähe der Wasserfälle vor vielen Jahren ein Gelände gekauft und einen besonderen Park daraus gemacht, ganz aus Holz. Schon der Eingangsbereich beeindruckt. Man geht durch zwei riesige Baumstämme hindurch in den La Aripuca theme park – Puerto Iguazú, Misiones.

La Aripuca theme park - Puerto Iguazú, Misiones

“Aripuca” ist die Abkürzung von “Ari – Pucca”. In der Sprache Guarani bezeichnet es eine Falle, die in erster Linie verwendet wurde um kleine Beutetiere zu fangen. Diese alte Jagdtechnik wurde von den Eingeborenen angewandt und im Gegensatz zu fast allen anderen Fallen werden die Tiere gefangen, ohne sich zu verletzen. Das Hauptgebäude ist dieser Falle nachempfunden, aber in einem mächtigen Verhältnis, wie man auf den Bildern sehen kann. Der Park war geschaffen worden, um die Vielfalt der Baumarten in Misiones aufzuzeigen.

Ari - Pucca

In den ersten Jahren schien es, als wäre das Gelände ein totaler Flop, da Busunternehmen den Ort nicht ansteuern wollten. Irgendwann gelangte ein japanischer Besucher zufällig in den Park. Er war so begeistert, dass er in seine viel beachteten Reiseberichten im Internet schrieb, dass es für jeden Japaner ein Muss sei diesen Park aufzusuchen, wenn man im Norden von Misiones ist. Was soll ich sagen: Jeder Japaner, der in einem Bus in Iguazu unterwegs war und das sind viele…. nervte den Busfahrer. Wer Japaner kennt, weiß, dass sie so lange, aber auf eine nett aufdringliche Art nerven können, bis ihr Ziel erreicht ist. Jetzt boomt der Park… Dank eines Japaners, dem auf Grund dessen Berichte im Internet anfangs Japaner, dann auch andere Touristen folgten!

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Neben der riesigen, überdimensionalen Falle gibt es eine Gemeinschaft der Guaraní in dem Ort. Die Guaraní leben weit dem 15. Jahrhundert im Amazonas Regenwald im Norden Argentiniens, Süden Brasiliens, in Bolivien, Paraguay und auch in Uruguay. Sie leben wie Nomaden und betreiben Jagd und Fischerei. Hier im „Aripuca-Park“ wurde ihnen die Möglichkeit gegeben ihre Traditionen und ihr Kunsthandwerk, wie Pfeile und Bögen und Musikiunstrumente, dekorative Webstühle und vieles mehr fortzuführen und dadurch eine Einnahmemöglichkeit zu haben. Es gibt Holarbeiten, die bei uns unerschwinglich wären. Hepi erzält, dass es häufig vorkommt, dass die Tische und Stühle aus Wurzelholz nach Übersee verschifft werden. Holz gibt es in Misiones (noch) im Überfluss.

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Es gibt aber auch Souvenirläden, die Edelsteine, wie schwarzen Basalt, oder roten Itacurubí Lavageröll verkaufen. Auch feinste Lederarbeiten, sowie Schmuck, oder Tiere, Aschenbecher, Vasen, Schalen, alles aus Holz geschnitzt.

Auch eine Holzkapelle gibt es hier. Ich habe mich da mal eingetragen, weil die Erbauer des Parks alte Bekannte meiner Eltern sind.

Holzkapelle

Der Besuch lohnt sich, allerdings ist der Eintritt ein wenig unverschämt. Man zahlt umgerechnet 0,45 Cent eines Euros für die 2 Stunden Spaß 🙂

Ach ja, Yerba-Eis haben wir noch zu uns genommen – voll lecker!!!

Yerba Eiscreme

Ihr erinnert euch: Yerba heißt die Pflanze, die heiß zubereitet Mate heißt und kalt genossen Terere genannt wird. Eiskalt halt Yerba-Eis.

Erst aber einmal zum Hotel auf argentinischer Seite. Es sind Bekannte von Hepi. Er scheint in Misiones jeden zu kennen und das bei 1,1 Millionen Einwohnern dieser Provinz von Argentinien. 🙂

Unser Zimmer ist schlicht, aber relativ sauber und günstig. Für ein Doppelzimmer sind es 300 Pesos, also keine € 25,-, wenn man in Deutschland seine € zu USD gemacht hat und dann in Argentinien Dollars in Pesos tauscht. Letztendlich werden aber nicht wir die Zimmer bezahlen, sondern Hepi hat alles ganz schnell geregelt.

Unser Hotel WLan? Check!

Wir besorgen uns noch eiskalte Getränke, da es mittlerweile 30 Grad hat. Wenn hier 30 Grad sind, dann würde man in Deutschland wohl eher 40 Grad fühlen. Der Sommer in Misiones war besonders heiß und es hatte oft Temperaturen über 40 Grad Celsius.

Es geht durch die argentinische Passkontrolle, dann kurz dahinter durch die brasilianische.

Endlich am Parkgelände des Nationalparks von brasilianischer Seite angekommen. Argentinier und Brasilianer zahlen wesentlich weniger, als andere Gäste. In Argentinien gibt es noch einmal die Unterteilung: Argentinier oder Miseonero, letztere bezahlen kaum etwas an Eintritt: Finde ich gut!!!

Wir zahlen keine € 16,- Eintritt pro Person für ein einschneidendes Erlebnis.

 

Die Schönheit dieser Urgewalt (der Rio Iguazu stürzt hier über die Felskanten) kann man nicht beschreiben, man muss sie erleben. Lasst euch durch die Selfies nicht in eurer Bewunderung für das Spektakel stören 🙂

Ein Elektro-Bus bringt uns vom Parkplatz zu den Fällen auf der brasilianischen Seite und dann können wir nur noch staunen…

Iguazú Wasserfälle, brasilianische Seite

 Zum Vergrößern, Bilder anklicken

Unterwegs begegnen und Coatis, kleine Nasenbären, die es auf Essensreste abgesehen haben. Lässt jemand etwas fallen, dann kann es passieren, dass 20-30 Tiere aus allen Himmelsrichtungen auf die Krümel zulaufen, um sie zu vertilgen. Als wir die langen Stege zu den Fällen entlang gehen, hier sind übrigens immer wieder kleine Aussichtsplattformen, von wo aus man Bilder schießen kann, sehen wir zum ersten Mal, wie die Tasche eines Touristen gezielt von einem Coati angegriffen wird. Er erbeutet eine Tüte mit Keksen, sofort strömen unzählige Coatis aus dem Wald links von uns. Kurz nachdem die Kekstüte auseinandergerissen wurde ist alles vertilgt und die Bande rennt zur nächsten potentiellen Nahrungsquelle. Sie erklimmen Papierkörbe und kriechen da komplett hinein. Die Jungs und Mädels sind ein verfressenes, süßes Pack. Es wird allerdings auch ausdrücklich davor gewarnt, sie zu füttern oder streicheln, da sie scharfe Krallen haben und eine Entzündung kann ungeahnte Folgen haben, wie auf Schildern im Park auf argentinischer Seite zu sehen sein wird. Außerdem sind sie übersät mit Parasiten.

Wir sind Hepi sehr dankbar, dass er sich zwei Tage Zeit nimmt, um uns erst die brasilianische Seite und einen Tag später die argentinische Seite zu zeigen!

Wir kommen an die große Aussichtsplattform direkt unter den Wasserfällen. Hepi sagt, dass der Rio Iguazu momentan besonders viel Wasser trägt, was Vor- und Nachteile hat. Die Wassergewalt ist umso beeindruckender, allerdings kann man in dem Nebel die Hauptattraktion, den Teufelsrachen nicht sehen.

Dafür werden wir ihn morgen zu Gesicht bekommen und wie…

Wer den Gang auf die Plattform einigermaßen trocken erleben will, der kann sich ein Weichei-Regencape kaufen…

Der Regenbogen ist aus jeder Perspektive sichtbar. Mal kommt er direkt aus den Fluten, mal geht er direkt in sie hinein. Er scheint aber auch mal aus der Plattform zu kommen, je nachdem aus welchem Winkel man ihn sieht.

Man möchte am liebsten ewig hier stehen und die Sonne, das Wasser und das Leben hier genießen, aber irgendwann muss man Abschied nehmen, denn der letzte Bus fährt auch nur einmal…

Iguazú Wasserfälle, Brasilianische Seite

  Zum Vergrößern, Bilder anklicken

Es geht zurück, vorbei an dem wunderschönen Belmond Hotel das Cataratas, im Kolonialstil erbaut. Es ist eines der gefragtesten Hotels in Südamerika.

Belmond Hotel, Iguazú, Brasilianische Seite

Man kann von brasilianischer Seite auch einen 10-miütigen Rundflug über die Wasserfälle machen, allerdings ist das verpönt, da die Tiere dadurch aufgeschreckt werden und offen gestanden sind die Rotorengeräusche auch störend für uns Touristen. Über argentinisches Gebiet dürfen die Hubschrauber auch nicht mehr fliegen.

Wir erreichen den Parkplatz, setzen uns nochmal zusammen und versuchen die Eindrücke zu verarbeiten. Hepi, der die Cataratas schon oft gesehen hat erzählt uns dann von der Schönheit Deutschlands und dass er ganz herzlich empfangen wurde und viel gesehen hat. Für Marion und mich ist das gerade nicht greifbar, da wir beeindruckt sind von dem gerade Erlebten. Andererseits finde ich es klasse, dass jemand der die Herzlichkeit in Person ist, so über unsere deutschen Freunde und unser Land denkt.

Wir sind richtig glücklich und haben mächtig Hunger. Hepi kennt natürlich auch in Brasilien ein Restaurant. Wir müssen noch 20 Minuten warten, dann können wir uns am Buffet bedienen. Wir sind wieder einmal die einzigen Gäste, werden aber ganz herzlich bedient. Hier in Brasilien sind die Bedienungen anders. Das sagen auch die Argentinier. Die Brasilianer scheinen zu verstehen, dass wenn man sich liebevoll um die Gäste bemüht, dann kommen sie auch wieder. In Argentinien sind sie eher bemüht den Touristen einmal zu melken, aber das ist eine Tendenz und wir werden erleben, dass wir am nächsten Tag in Argentinien, rund 5 km von diesem brasilianischen Restaurant entfernt ganz freundlich und geduldig bedient werden.

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Wir schlemmen und können per Kreditkarte bezahlen, was in Argentinien noch nicht so verbreitet ist, wie in Brasilien. Hepi liebt sein Land Argentinien, aber er bewundert die Brasilianer, die aus seiner Sicht praktischer und unkomplizierter denken und handeln.

Prost Hepi

Wir fahren satt über die Grenze, unterwegs besorgen wir uns an einer Tankstelle noch Wasser für die Nacht, bevor wir am Hotel angelangt, müde ins Bett gehen. Gute Nacht, Hepi, gute Nacht Marion, gute Nacht, liebe Leser – ich bin platt…  🙂

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Andrés Balhorn

Owner and Founder bei POWERVOICE
Andrés Balhorn ist POWERVOICE Gründer, Vocal Coach Ausbilder, Rocksänger, Produzent und Komponist. Seit 1987 ist er als Dozent ein Vorreiter für modernen für Rock/ Pop Gesangsunterricht. Sein 1996 im GERIG Verlag erschienenes Buch POWERVOICE avancierte zum Fachbuchbestseller und ist mittlerweile in der 14. Auflage. Mit mehr als 600 gegebenen Workshops ist er einer der erfahrensten Vocal Coaches in Europa.

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