POWERVOICE goes Südamerika Teil 4

POWERVOICE goes Südamerika Teil 4

MITTWOCH, 12. März 2014

5:00 h, Showtime! Heute geht es in meine Geburtsstadt. Ich freue mich beim Aufwachen, beim Duschen, beim Chatten. Ein Dauergrinsen befindet sich auf meinem bereits dauergrinsenden Gesicht.

Ich muss Abschied nehmen von meinem Bett, meinem eigens für mich ausgeräumten Zimmer und von den beiden liebenswürdigen und entspannten Menschen: Gladys und Alfredo. Wir werden uns aber in ca. zwei Wochen Wiedersehen, denke ich – es sollte aber anders kommen!

Ich habe sie lieb gewonnen, Gladys, Alfredo und ihr Team. Den Hunden sage ich noch schnell, dass ich bald wieder da bin, aber ich vermute, dass sie nur spanisch verstehen, außerdem sind sie mehr an ihrer Mischlingsfreundin vor dem Gitter interessiert. Ein müder Alfredo, der für sein Leben gern Zigarre raucht bringt mich zum Busbahnhof. Irma und Gerd, Freunde meiner Eltern, die seit 5 Jahren in Monte Carlo leben wissen Bescheid, dass der Bus um 10:40 h in Monte Carlo ankommt.

Am Busbahnhof sagt man uns, dass der Bus aus Buenos Aires kommend nicht gebucht werden kann, also muss ich einen späteren Bus nehmen. Der Bus fährt um 9:20 h los und kommt um 12:30 h in Monte Carlo an. Auch O. K., 
Alfredo ruft Irma an und so wird Gerhard mich pünktlich abholen, denke ich. Alfredo trifft gern schnell Entscheidungen und auf meine Frage, ob er mir kurz das Telefon geben kann, um mit Irma zu sprechen sagt er: “Yes!”und erledigt es dann doch wieder selbst. Ich mag seine Art, seinen Sarkasmus und seinen Humor 🙂

Unendliche WeitenEr verabschiedet sich und gibt mir mit auf den Weg mich vor Banditen in Acht zu nehmen, die gern mal ein Laptop, Handy, oder sonstiges klauen. Diesen Satz geben mir alle Argentinier mit auf den Weg. Im Laufe der Zeit, muss man aufpassen, dass man nicht leichtsinnig wird, weil bisher ist ja nichts passiert. Ein Trick ist, Touristen mit Vogelscheiße ähnlichem Dreck zu bespritzen, um ihnen dann beim Reinigen der Kleider behilflich zu sein. Natürlich läuft die Suppe auch hinter den Rucksack und sobald man ihn absetzt ist er für Dich Geschichte. Stattdessen steht an gleicher Stelle der Rucksack des zuvor bestohlenen Deppen. Ich werde auch weiterhin vorsichtig sein um nicht irgendwann zu der Kategorie “Deppen” zu gehören.

Ich checke im Bus ein und habe den Platz Numero 1.

Bus nach Monte Carlo . angenehme Temperaturen

Die Busse sind klasse ausgestattet und das Airconditioning läuft auf Hochtouren. Natürlich verstehe ich von den Durchsagen nicht ein Wort, außer die Orte, die wir anfahren, aber auch nur, weil sie mir von meinem Dad genannt wurden, oder ich sie auf Schildern sehe.

Ein junger Mann kommt an einer Station in den Bus und verkauft für 6 Pesos Chipas – ein leckeres Zeugs, aus Mandiocamehl mit Käse und Schinken, oder anderen Inhaltsstoffen gebackenen Teilchen.

Später gibt es als Service des Busunternehmens noch ein Sandwich und Kekse, sowie Limonade. Ich verzichte aber darauf, da ich soweit es geht argentinische Gerichte zu mir nehmen, und mindestens 10 Kilo abnehmen, möchte 😉

12:40 h, Monte Carlo wurde aufgerufen und energisch wiederholt. Shit, denke ich und rufe laut: „Ja, hier“, weil ich befürchte, dass er sonst nicht hält, denn sonst hat er keine Stadt wiederholt. Hektisch ziehe ich meine Stiefel an und drehe mich um. Sechs andere Reisende steigen aber auch aus und sehen mich, den Schreihals ungläubig an…

Verlassen in der prallen SonneKomisch, in den meisten Städten gab es einen Busbahnhof, hier stehe ich an der Hauptstraße, neben dem Touristikbüro und daneben viele Polizisten.

Die Polizisten waren nicht zu meiner Sicherheit da, sondern um die Straße freizuhalten, da sich die Lehrer in Misiones gerade in einem Streik befinden. Dazu wird es später aber noch eine aufregende Geschichte geben.

Ich stehe in der prallen Sonne und warte auf Gerhard. Ich hoffe doch, dass Alfredo meine Verspätung weitergegeben hat. Ich finde gerade die Nummer von Gerhard nicht und im Telefonbuch steht sein Name auch nicht. Da kommt mir die Idee  Marion in Deutschland anzurufen um über seine Tochter die Telefonnummer von meinen Beiden Gastgebern heraus zu bekommen. Das kann natürlich dauern, also frage ich in der Touristikabteilung die sehr nette Lady, ob es WiFi gibt. Sie bejaht und gibt mir die Zugangsdaten. Super denke ich, aber ich gelange nicht ins Netz… Ich gehe mit meinem Laptop zu der Lady und zeige auf das durchgestrichene Internetzeichen, in der Hoffnung, dass sie mir weiterhelfen kann. Kann sie auch, in dem sie sagt: “Normal” und lächelt mich dabei an. Ich krame nochmal intensivst in allen Dateien meines Laptops nach, denn ich bin mir sicher, dass Maike, die Tochter der Beiden mir ihre Telefonnummer gegeben hat. Und siehe da: Hat sie!

Ich rufe Irma an und sie sagt, dass Gerhard seit über einer Stunde am Busbahnhof auf mich wartet. Es gibt also mindestens zwei Busstationen in Monte Carlo, beim nächsten Argentinien-Besuch steige ich dann eben eine Station später aus 😉

Gerhard KnodelGerhard kommt während des Telefonates in seinem Haus an und fährt gleich los um mich abzuholen.

Die Begrüßung mit meinen beiden Gastgebern ist recht herzlich. Das 1800 qm Anwesen der Beiden ist für Monte Carlo Verhältnisse ein kleines Paradies.

 

 

 

Zu Hause bei Irma und GerhardAlles ist deutsch eingerichtet und man hat jeglichen Luxus im Haus, den man auch in Deutschland hat. Ich sollte aber auch die Einfachheit der typisch argentinischen Verhältnisse mehr als lieben lernen!

Irma hat Gulasch gekocht, dazu gibt es Kartoffeln und Bohnensalat – lecker, lecker, lecker.

Ich packe meine Sachen in meinem gemütlichen Zimmer aus. Irma und ich fahren in die Cooperativa zum Einkaufen. Wir besorgen 3 Flaschen Cola Light á 2,25 Liter und Bier (hier immer 1 L-Flaschen), da ich weiß, dass Gerhard am Abend gerne eines mit mir schlürfen möchte. Dann fahren wir in einen Gemüse-Obst-Laden und besorgen allerlei Leckereien. Danach fährt Irma mich in die deutsche Schule Instituto Carlos Culmey.

Intituto Carlo Culmey

Gladis (nicht zu verwechseln mit der Gladys aus Posadas), die für die Koordination auf dem „Deutschsektor“ zuständig ist begrüßt mich so herzlich, als ob wir uns Jahrzehntelang kennen würden und sie all ihre Freundlichkeit für dieses Wiedersehen aufgespart hätte. Eine zauberhafte Aura umgibt diese Frau. Ich bin fasziniert von so viel Lebensfreude und Herzlichkeit.

Noch ist nicht klar, was ich in der Schule machen werde. Mich interessiert zunächst einmal ob es eine Anlage gibt da ich davon abhängig mache, welche Workshops oder Programme ich anbieten kann.

Gladis führt mich herum, erst zum Direktor der Primaria, dann zum Direktor der Secundaria, beides freundliche und umgängliche Männer.

Es gibt eine Gesangseinlage, viele Mikrofone und 4 Boxen, sowie sämtlich benötigte Adapter um dem Laptop Musik und Bilder zu entlocken um diese auf den Beamer zu transportieren. Die Tücken der Anlage, sollte ich später noch erleben dürfen 🙂

Es gibt auch zwei Klaviere – ich freu mich, da ich sehr gerne mit diesem Instrument arbeite. Das Klima in Misiones hat im Laufe der letzten Jahrzehnte aber eine Beitrag an den edlen Instrumenten geleistet, der meinen Ohren beim entlocken der Töne in Form von drücken auf die marode Tastatur, Ohrenkarries in mir erzeugt. Grausam verstimmt wäre eine nette Umschreibung…
Alle Klaviere dich ich auch später noch entdecken würde, scheinen den gleichen Stammbaum zu haben. Ich würde Euch hier gerne eine Hörprobe geben, aber ich befürchte, dass mein Handy die Aufnahme verweigern würde…

Gladis (also die mit mit “i”)  und ich beschließen, dass am morgigen Donnerstag erst einmal ein Mini-Konzert mit mir stattfinden wird. In der Pause werde ich 4-5 Songs singen, um die Aufmerksamkeit der 14 – 17 Jährigen zu bekommen.

HepiIch lerne Hepi kennen, der sich mir vorstellt als jemand der schon als Kind auf mich aufgepasst hat, wenn meine Eltern unterwegs waren. Er ist 10 Jahre älter als ich und unsere Eltern waren wohl ziemlich beste Freunde. Ich glaube ihm das mal so, weiß aber noch nicht, dass diese Begegnung meinen ganzen weiteren Argentinienaufenthalt beeinflussen wird.

Hepi holt mich ab und bringt uns (Gereon kommt mit) zu einem typisch argentinischen Restaurant. Es wird uns „Bife de chorizo“ empfohlen. Hepi muss weg und wird uns 90 Minuten später abholen. Das Fleisch ist einfach fantastisch! Dazu gibt es Salat und frittierte Mandiokastäbchen…

GereonMit Gereon, einem gechillten Kölner, der Sport studiert hat, freunde ich mich schnell an. Er ist ein ganz feiner Bengel und das Gegenteil von schnell. Scheinbar haben ihm die ersten 2 Wochen Argentinien gezeigt, was Tempo bedeutet – ich mag ihn und seine Art! Gereon ist für ein Jahr im Rahmen eines Austauschkonzeptes des Auswärtigen Amtes ausgerechnet in Monte Carlo gelandet. Stellt Euch eine Haut vor, weißer als Schnee und Haare wie Boris Becker. Dann stellt Euch den Sommer hier vor, der im Dezember und Januar auch schon mal über  40 Grad im Schatten bedeuten kann. Jetzt kennt ihr Gereon und seine Situation…

Wir wollen zahlen, doch das hat Hepi längst erledigt.

Hepi holt uns ab und bringt uns zurück zur Schule. Wir sprechen mit Gladis den nächsten Tag ab. Wanda, die Frau von Hepi fährt uns zu ihrem Haus. Vom ersten Moment an sind die leicht gesagten und oft gehörten Worte: “Fühl Dich wie zu Hause” keine leere Phrase, sondern werden für mich ab diesem Zeitpunkt Realität. Wildfremde Menschen werden für mich zur Familie.

.Wanda möchte mit mir ein wenig auf den Spuren meiner Eltern wandeln. Wir fahren mit ihrem Vater, der 86 Jahre ist und meine Eltern gut kennt (aus der Zeit von 1961 – 1966) in Gegenden, in denen mein Vater außerhalb von Monte Carlo als Seelsorger und Pastor (damals hieß es Missionar, oder Prediger) Dienst an den Menschen getätigt hat. Sie fahren mich auf den roten Straßen in unsägliche Gegenden. Ich treffe Menschen, die so einfach leben, aber dennoch eine Dankbarkeit verbreiten, die mich beschämt. Wandas Vater, der 86-Jährige Gualterio ist ein wandelndes Lexikon. Er erzählt mir von der Militärputsche, Unzufriedenheit über die momentane Inflation, oder auch Geschichten, wie z.B. Argentinien zu den ganzen Bodenschätzen kam.

Hier die Geschichte:
Gott verteilte auf der ganzen Welt Bodenschätze und vergaß Argentinien. Ein Argentinier fragte ihn: „Hey, Gott, was bekommen wir denn? Gott sagte: „Oh, Mensch da hab ich doch ein Land ganz vergessen“ und schüttete alle Reste über Argentinien aus.

Auch jede Station, die mein Vater damals, zuerst mit dem Motorrad, später mit dem Jeep abgefahren ist wird angefahren und erklärt. Immer wieder wird betont, welchen bleibenden Eindruck meine Eltern hier hinterlassen haben. Mein Dad besuchte bis zu sieben Familien an einem Nachmittag. Er kam kurz, unterhielt sich und dann brauste er auch schon gleich wieder weiter, um weitere Schäfchen der Gemeinde aufzusuchen. Wenn sie auf dem Feld oder bei den Tieren war hupte er und dann wurde kurz geplaudert. Da, wo das Gemeindehaus einmal stand ist nur noch Wald. Damals hatte ein Grundbesitzer der Gemeinde das Grundstück zur Verfügung gestellt, aber irgendwann wurde die Außenstation nicht mehr gebraucht.

Meine Mutter hat hier ihre Abdrücke hinterlassen, indem sie immer ein offenes Herz und geduldige Ohren für die Menschen hier hatte. Trotz ihrer Allergie gegen Insektenstiche war sie immer für die Menschen in Monte Carlo und Umgebung da.

Wir kommen zu einer älteren Dame, deren Mann gesundheitsbedingt nicht mehr ganz so fit ist. Wanda sagt mir, dass die Lady für zwei Männer arbeitet. Ihre Herzlichkeit und Schlichtheit ist umwerfend. Ich bin zutiefst berührt, wie die Menschen hier miteinander umgehen und mich annehmen.

Am Abend bringt mich Wanda zu Irma und Gerhard. Wir unterhalten uns noch über die Vorkommnisse des Tages und die weitere Planung in der Schule. Nach dem Essen schreibe ich an meinem Bericht.

Ich bin gespannt auf den Auftritt am morgigen Donnerstag und ob die Schüler singen werden. Repertoire habe ich genügend mitgebracht: 13.000 Playbacks.

Es ist 21:00 h, ich gehe ins Bett.

DONNERSTAG, 13. März 2014

5:30 h, ich gehe in Gerhards Büro und aktiviere die Steckdose. In Argentinien gibt es des Öfteren Gewitter, wie wir sie uns nicht vorstellen können und so werden in vielen Haushalten die Stecker von Computern und anderen Geräten über Nacht ausgeschaltet. Außerdem ist Strom relativ teuer und so wird hier gespart, außer an Klimaanlage oder Ventilatoren.

Mein morgendlicher Gruß in Richtung Deutschland wird durch Irmas Erscheinen unterbrochen, die mich ganz lieb fragt, ob ich eine Tasse Kaffee möge – ich bejahe und freue mich auf das Getränk. Heute werde ich in der Schule singen und hoffe, dass etliche Kids sich melden, um auch zu singen.

Gerhard bringt mich um 6:45 h zu der Vorbesprechung in die Schule. Gereon und Gladis empfangen mich herzlich. Heute kommt irgendein Fernsehsender und eine Radiostation vorbei. Wir packen die Technik aus dem Office zusammen. Wir bauen die Anlage auf und machen einen kurzen Soundcheck und schon ist das Fernsehen da. Es wird irgendwo in den Monte Carlo News erscheinen. Gladis übersetzt. Es geht darum, was ich als Deutscher in Monte Carlo mache. Scheinbar hat sich in der Kürze der zeit rumgesprochen, dass ein deutscher Musiker in der Stadt ist.

Radiointerview in der Schule Gladis hilft beim Übersetzen Interview

 

 

 

 

 

9:20 h, erste große Pause: Das Mini-Konzert beginnt. Mit großer Lautstärke strömen die Jugendlichen aus der Sekundaria in den Innenhof. Ich begrüße sie mit noch größerer Lautstärke und dem Joe Cocker Song:“Unchain my heart“. Sofort bildet sich eine riesige Menschentraube und die Kids fangen an zu tanzen! Ich denke noch, was geht hier ab. Es herrscht eine unglaubliche Atmosphäre und ich kann noch nicht so recht glauben, dass ich hier in meiner Heimatstadt ein kleines Konzert gebe.

Technik ist aufgebaut .

Unchain my heart - Joe Cocker

 

 

 

 

 

Gaby, (16 Jahre) die mir als Übersetzerin für meine Zeit in Monte Carlo zur Verfügung gestellt wird, hat 10 Jahre in Deutschland gelebt und ist jetzt seit einem Jahr wieder zurück in Monte Carlo. Im Vorfeld habe ich dem Instituto Carlos Culmey eine Excel Liste mit den Songs geschickt. Ausgedruckt haben sie nur 1 Datei mit ca. 1000 Songs, nämlich die Datei, die sich nach dem Öffnen zeigte. Mit Excel sind sie nicht so sehr vertraut und so haben sie die anderen 12.000 Songs nicht entdeckt. Den Schülern liegt also momentan nur eine Liste mit ca. 1000 Songs vor. Das müssen wir ändern und es wird Gereons Job sein, die Organisation des Auftrages umzusetzen.

Gaby ruft über Mikrofon auf, sich aus der Liste Songs heraus zu suchen. Mein zweiter Song ist: “Let me entertain you” von Robbie Williams. Natürlich kennen viele den Song und singen in „Espanenglish“ mit. Man sagt mir, dass die Kids so begeistert sind, weil sie einen langhaarigen, frechen Deutschen erleben und keinen konservativ, strengen Mann aus Aleman. Das Bild der argentinischen Kids von Deutschen ist, dass sie reich, arrogant, konservativ und streng sind.

Es gibt ein paar Kids, die singen wollen: Es sind  Abba-Titel. Wir haben Schwierigkeiten mit der Technik. Der Beamer und der Player wollen nicht so wie Gereon und ich uns das vorgestellt haben, also muss ich noch mal ran mit Titeln, die ein anderer Player hergibt. „All by myself“ von Eric Carmen scheinen sie von Celine Dion und Mariah Carey zu kennen. Sie singen mit und machen eine Art Polonaise. Ich bin zutiefst gerührt und auch ergriffen von dieser unglaublichen Atmosphäre. Die Lehrer und der Direktor lächeln mir zu und lassen mir ausrichten, dass die Pause verlängert wird und ich noch einen Song singen soll. Natürlich ernten sie dafür von den Schülern einen tosenden Applaus. Ich denke mir, dass „Angels“ von Robbie Williams auch bekannt sein könnte und natürlich kennen fast alle diesen Hit! Einige Schüler bilden einen Kreis und tanzen. Mit Gesten und Mimik erklärt man mir, dass ich in die Mitte kommen soll um hier weiter zu singen. Als ich das zu der Textzeile: „And through it all, she offers me protection….” mache, tobt der Mob! Anscheinend ist der Mann aus Deutschland ab jetzt einer der Ihren. Nach dem Song empfange ich „Hände schütteln und Schulter klopfen“.

 

 

 

 

 

Leider wird es auch in der zweiten großen Pause mit meinem mitgebrachten Playbacks nicht mehr hinhauen, da die Technik immer noch nicht funktioniert. Wir sammeln aber weiterhin Zettel mit Titeln. Jetzt haben einige Schüler USB-Sticks mitgebracht und werden spanische Titel singen. Auch zwei acapella Titel stehen an.

Ich schiebe noch einen deutschen Song dazwischen und versuche es mit dem Klassiker: „Griechischer Wein“. Ich kann Euch sagen: Argentinier können nicht nur Tango tanzen, sondern scheinbar auch einen „griechischeren“ Sirtaki als die Griechen 🙂

Gladis und ich beschließen, dass die Schüler am morgigen Freitag singen sollen. So haben sie die Möglichkeit sich über Nacht zu überlegen ob und was sie singen werden.

Herta, Mama von Wanda

Wanda holt mich von der Schule ab und bringt mich zu ihren Eltern, der 81- Jährigen Herta und ihrem 86- Jährigen Mann, unserem Reiseführer von gestern. Sie haben 50 Hektar Land, dass sich sogar bis zum Paraná erstreckt, der Weg dorthin ist wieder mal ein Abenteuer. Wir kommen zu einem wunderschön gepflegtem Anwesen. Die Beiden begrüßen uns herzlich und zeigen mir Pflanzen, wie wir sie in Deutschland nie zu Gesicht bekommen werden.

 

 

Gualterio, Papa von Wanda

Der Umgang der Beiden untereinander ist einfach nur köstlich. Sie sind bekannt dafür, dass sie sich ganz liebevoll necken. Wir unterhalten uns über ihren alten Ford und über die goldene Orangenzeit, die in den 70ern dann zu Ende war. Die Orangen wurden immer kleiner und faulten und schließlich lohnte sich ihr Anbau nicht mehr.

Ich fragte sie, ob in dieser Abgeschiedenheit schon mal eingebrochen wurde. Sie sagten erst zweimal. Beim zweiten mal wurde nichts gestohlen, außer ein fertig gebratenes Hühnchen. Auch das restliche Mahl wurde nicht angerührt, sondern nur das schmackhafte Hühnchen. Es konnte nicht nachgewiesen werden, wer es war, aber ein stadtbekannter Hallodri der des Öfteren solche Aktionen brachte wurde als Täter vermutet. Irgendwann hatte er einen ganz schlecten Ruf in Monte Carlo und “floh” nach Paraguay. In Paraguay macht man kurzen Prozess mit solchen Räubern, sagte mir Gualterio. Danach verlor sich die Spur, des Hühnchendiebes 😉

Mini-Bananaen

Gualterio bringt mir Mini-Bananen… Mein Gott, sind die lecker! Er sagt, dass er bis zu 30 Stück am Tag davon essen kann. Herta schwört auf größere Bananen, natürlich probiere ich auch die etwas größeren. Mit Obst verhält es sich hier genauso wie mit argentinischem Wein: Ich habe noch nie eine schlechte Qualität erlebt!

Herta ruft zum Essen. Wir gehen hinein. Es gibt Hühnchen und Schweinebraten, Mandioca und Nudeln mit Gemüse und Salat. Gualterio, trinkt grundsätzlich nichts zum Essen und niemals eiskalt. Seine Fitness beruht zum Großteil auf dieser konsequenten Trinktechnik!

Ich bin satt und die beiden Süßen sehen mir sofort an, dass ich eine Siesta nötig habe. Ich lege mich hin und ein amerikanischer Ventilator aus den 50er Jahren bläst mir ins Gesicht. Satt erliege ich der Müdigkeit in der Mittagssonne von Misiones. Am Abend sollte ja noch mein Live-Auftritt auf Canal 5 folgen.

15:00 h, Herta gibt mir zu Verstehen, dass wir noch eine kleine Ausflugstour in den Parque Vortich machen. In dem Park finden alle großen Feste von Monte Carlo statt. In dem Park hat ein Herr Vortich alle wesentlichen Bäume und Pflanzen von Misiones angepflanzt. Hier befindet sich auch das größte Naturlabyrinth, von ganz Lateinamerika.

Naturlabyrinth

 

 

 

 

 

Gualterios ganzer Stolz, ein 84er FordVon da aus ging es mit dem 84er Ford zu Irma und Gerhard. Frisch machen, Blog schreiben und dann werde ich auch schon von Wanda abgeholt. Wir holen Gaby, die Übersetzerin ab fahren anschließend ins Studio zu Canal 5.

Die Mitarbeiter im Studio und der Moderator empfangen mich ganz herzlich. Sie kennen mich bereits aus irgendeiner Radioübertragung, die irgendwann am Nachmittag lief.

Die Live-Sendung hat zwei Themen: Zum einen, ein jährlich stattfindendes Familientreffens einer in Monte Carlo ansässigen Großfamilie, die Verwandte in ganz Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und anderen Ländern hat und zum anderen, den Besuch des deutschen Sängers Andrés Balhorn.

Die vier zu singenden Songs habe ich in den Laptop-Player geladen, so dass es keine Probleme beim Abspielen geben sollte. Als ein Techniker das Netzkabel in die Dose steckt, zerschießt es den Playerinhalt: Hektik in Canal 5, allerdings nicht für die “Tranquilo-Argentinier”, sondern für den langhaarigen Deutschen  😉

Zwischen den Beiträgen und der Werbung, die jeweils nur 3 Minuten dauern, muss ich den entsprechenden Song neu finden, laden und hoffen, dass er nach der Ankündigung des Künstlers auch sofort funktioniert, was mir auch in 3 Fällen gelingt…
Der Song Valerie begann allerdings erst bei Takt 3…  😉

Der TV-Besuch war lustig, zumal die Lautstärke im Aufnahmeraum per zublinzeln meinerseits händisch nachgeregelt wurde. Ich erhebe mein Glas auf die unkomplizierte Technikimprovisation argentinischer Fernsehsender. Nach Ende der Live-Sendung erhielt ich gleich eine Einladung von “Marisa” einer Moderatorin im gleichen Sender für eine Aufzeichnung am Konzerttag dem 25. März in einem Park in Monte Carlo.

Wir bringen Gaby nach Hause und zum Abendessen bin ich bei Irma und Gerhard. Irma hat leckere Schnittchen vorbereitet und ich trinke mit Gerhard ein argentinisches Bier. Anschließend setze ich mich an den Rechner und versuche im Internet eine Lösung für das Problem mit dem Player und dem Beamer zu bekommen. Ich kann mich erinnern, dass wir das Problem auch schon des Öfteren in Deutschland hatten, aber ich komme einfach nicht auf die banale Lösung. Ich vertraue auf meine Devise: Es gibt keine Probleme, nur Lösungen und darauf, dass ich diese am Morgen finden werde. Wie so oft in meinem Leben nehme ich die Lösungssuche mit in meine Träume und wie so oft wache ich mit einer zündenden Idee auf…

Gute Nacht, Freunde 🙂

 

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Andrés Balhorn

Owner and Founder bei POWERVOICE
Andrés Balhorn ist POWERVOICE Gründer, Vocal Coach Ausbilder, Rocksänger, Produzent und Komponist. Seit 1987 ist er als Dozent ein Vorreiter für modernen für Rock/ Pop Gesangsunterricht. Sein 1996 im GERIG Verlag erschienenes Buch POWERVOICE avancierte zum Fachbuchbestseller und ist mittlerweile in der 14. Auflage. Mit mehr als 600 gegebenen Workshops ist er einer der erfahrensten Vocal Coaches in Europa.

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