POWERVOICE goes Südamerika Teil 2

POWERVOICE goes Südamerika Teil 2

FREITAG, 07. März 2014

Um 4:45 h ist meine Nacht zu Ende. Ich rufe Marion an, bei ihr ist es mittlerweile kurz vor 9:00 h. In der Heimat scheint alles klar zu sein.

Nach dem Duschen gehe ich um 6:45 h in die Lobby, um meine Freunde im Internet zu finden und mit ihnen zu kommunizieren. Der Server ist defekt… Um 8:00 h soll die Reparatur erfolgen, dann gehe ich erst einmal frühstücken.

7:00 h: Der Kaffee schmeckt noch immer fürchterlich, aber ich bilde mir ein mich schon ein wenig an das „bräunliche Getränk“ gewöhnt zu haben. Zum Frühstück gibt es 3 süße Hörnchen und Marmelade. Ich glaube eine Liste gesehen zu haben auf der stand, was man zusätzlich bestellen kann, aber ich habe sowieso keinen Hunger.

Marianas Mutter hat mir zugesagt mich gegen 9:00 h abzuholen, ich möge doch bitte ab dann im Hotel warten, auch wenn es ein wenig länger dauern könnte. Was in Südamerika ein wenig länger heißen mag? Ihr ahnt schon, was kommen wird… Wir wollen dann ins Reisebüro, das einem Bekannten von Ricardo gehört. Ich erinnere: Ricardo ist der liebe ältere Herr, der mir sämtliche Kontakte in Argentinien verschafft hat. Ich brauche die Flüge: Buenos Aires – Posadas und zurück, Buenos Aires – Santa Cruz (Bolivien) und 2 x Buenos Aires – Iguazu (zusammen mit Marion) und zurück. Bin gespannt, ob das alles klappt.

Sitze im Frühstücksraum, es ist kurz vor 8:00 h und ich werde mal schauen, ob der Server wieder funktioniert. Anschließend werde ich mit Thea umherziehen, die mir auch mein neues Zuhause für die Nacht zeigen wird. Ich bin gespannt, denn es sind weitere ca. 5 Übernachtungen in Buenos Aires geplant.

Die Entzündung am Bein hat etwas nachgelassen, ich bin guter Hoffnung, dass es nicht abfällt.

Kurz nach 8:00 h der Server läuft wieder (!!!), ich chatte mit der Heimat und bekomme Nachricht aus Bolivien. Ich wurde gewarnt und sollte den Südamerikanern nicht bedingungslos glauben…

Alexandra, die Organisatorin in Bolivien, ursprünglich aus Deutschland sagt mir beide Workshops in Bolivien ab. Der zweite war eigentlich komplett ausgebucht, den ersten würde sie ganz bestimmt auch voll bekommen. Manchmal hat man komische Vorahnungen und so bin ich enttäuscht, aber dennoch gelassen. Jetzt kann ich mich ganz auf Argentinien konzentrieren. Dann gebe ich eben mehr Workshops in meinem Heimatland.

Marion ist schockiert und kann es nicht glauben. Auf eine schriftliche Vereinbarung geht man in Südamerika selten bei solchen Projekten ein.

Egal, ich werde mir mein Vorhaben jede Minute der Reise zu genießen nicht nehmen lassen.

Im Vorfeld wurde mir gesagt, dass ich unbedingt Dollars mitnehmen soll, doch in den meisten Geschäften verlangen sie Argentinische Pesos. Im Gegenteil, Eduardo (Marianas Mann) findet es nicht gut, wenn wir Ausländer mit amerikanischen Dollars bezahlen. Es würde die heimische Währung schwächen sagte mir der Translator, während ich mit ihm schreibe.…

Ich warte auf Thea, die sich ab 9:00 h angekündigt hat. Es ist 10:00 h, ich sitze in der Lobby und warte, während ich mit Eduardo chatte. 11:00 h, Eduardo schreibt, dass die Ganoven und die Mutter von Mariana das Leben in Buenos Aires schwer machen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl?! Wenn der Translator das so korrekt wiedergegeben hat finde ich seinen Humor klasse. 13:00 h, noch immer keine Thea. Dann steht sie gegen 13:45 h am Empfang und fragt nach Andrés Balhorn. Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor und so gehe ich nach vorne, wo sie mich kurz mustert und dann herzlich willkommen heißt. Dass ich etwas anders aussehe ist mir bewusst, aber hier wirke ich anscheinend noch auffälliger, als in Deutschland.

Wir setzen uns zusammen und ich merke, dass sie keine Lust verspürt ans andere Ende der Stadt zu fahren, um mit mir die Flugtickets zu besorgen. Da Bolivien ausfällt, muss ich sowieso umdenken. Ich werde von Posadas nach Monte Carlo fahren und dort in meiner Heimatstadt mehr Zeit verbringen können, als ursprünglich geplant. Thea´s Art, Sprache und Humor erinnert mich an meine Großeltern, wie sie in den 70er Jahren gesprochen haben. In den Gesprächen erinnert sie an die Zeit früher, als alles anders und besser war…

Sie liebt Heino, die Amigos, Marianne und Michael, Roberto Blanco, den Geiger André Rieu – wir haben also exakt den gleichen Musikgeschmack! Gott sei Dank 😉

Ich buche online One Way nach Posadas, um unabhängig zu sein und frei zu planen, wann ich wieder zurück nach Buenos Aires fliege, um Marion abzuholen und mit ihr meinen Geburtstag zu feiern. Thea wartet auf mich. Sie bestimmt, dass es noch zu früh zum Essen ist und wir später gehen werden. Sie wirkt sehr bestimmend. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart nicht sonderlich wohl, aber ich bin ihr dankbar, dass sie sich Zeit für mich nimmt.

Ursprünglich war geplant in ihrem Hotel zu übernachten. Ich dachte es ist gut Ricardos Bekannte zu unterstützen. Es stellt sich schnell heraus, dass sie kein Hotel hat, sondern eine kleine Wohnung und das ich dann dort übernachten könne, wenn sie nicht da ist. Zu kompliziert, befinde ich und so buche ich also zum dritten Mal ein Zimmer im Hotel Marello und zum dritten Mal erhalte ich ein neues Zimmer. Vielleicht schaffe ich es noch alle 7 Stockwerke bis zum Ende meiner Reise kennenzulernen….

Mir gefällt es ja auch hier und die Angestellten kennen mich mittlerweile ganz gut, da ich oft in der Lobby gewartet habe… 🙂

14:45 h, Thea hat beschlossen, dass jetzt Essenszeit ist. Auf dem Weg hat sie einen Chinesen gesehen, auf den sie jetzt Lust hat. Ich bin in Buenos Aires, möchte Asado, Steaks und einheimische Speisen genießen und wir laben uns an einem Chinesischen Buffet 🙂 Ich möchte nicht unhöflich sein und sage: Klar, ich mag Chinesisches Essen, ist normalerweise ja auch so… Im Buffetangebot ist auch Asado, aber es trägt nur den Namen und das zu Unrecht 🙂 Das Rindfleisch scheint aus China importiert zu sein… Die Bedienungen in dem Chinarestaurant sind sehr freundlich!

Das Hauptgesprächsthema mit Thea ist ihre Deutsche Gruppe, in der sie auch im Chor singt. Dass ich auf dem Sektor recht bewandert bin verschweige ich, da ich mich nicht über klassische Literatur, oder deutsches Volksgut unterhalten möchte. Thea bemüht sich um mich, aber wir liegen gefühlte 4 Generationen auseinander. Sie hat erfahren, dass ich am 21. März Geburtstag habe und lädt Marion und mich zu sich ein, um Asado zu machen und zu essen. Ich finde die Einladung ganz rührend. Danke, liebe Thea, ich denke aber, dass mir der Tag zu anstrengend wäre, da unsere Themengebiete sich nur spärlich decken und ich meinen Geburtstag lieber entspannt begehen möchte, zumal an dem Tag Marion in Buenos Aires landet. Thea meint es sicherlich gut, aber ich bin froh, dass mein Borreliose geschädigtes Auge beim Essen schlapp macht und ich ein gutes Argument habe, warum ich zum Ausruhen ins Hotel gehen sollte. Wir umarmen uns bei der Verabschiedung und sie erinnert mich daran unbedingt Bescheid zu geben, wenn ich wieder in Buenos Aires bin, um meinen Geburtstag mit Asado zu feiern. Wie lieb!!!

Auf dem kurzen Rückweg zum Hotel genieße ich ein Sonnenbad. Es ist so heiß und ich kann gar nicht genug von der Sonne bekommen. Jetzt kann ich die Freiheit wieder in vollen Zügen genießen.

Meine Füße sind noch vom Vortag lädiert, die kurzen Nächte gehen an die Substanz und so beschließe ich den Nachmittag ein wenig auszuruhen. Ich schlafe 90 Minuten, danach geht es darum zu klären, wer mich am nächsten Tag in Posadas abholt. Gladys, eine Bekannte von Ricardo schreibt mir via Facebook, dass sie, oder ihr Freund mich um 9:00 h vom Flughafen abholen wird. Ricardo hat den Tripp exzellent vorbereitet – Ricardo, ich bin dir aus tiefstem Herzen dankbar!!!

18:30 h, letzte Chatnachrichten mit Marion austauschen, Google Plus funktioniert momentan leider nicht.

Ich frage im Hotel nach, ob ich 5-7 kg Gepäck da lassen könne, da bei Inlandflügen nur 15 kg im Koffer und 5 kg Handgepäck zulässig sind. Ich lasse eine Kamera, die Kompensationsgegenstände, wie Theraband und Balancekreisel, sowie die Workshopmappe, das Beatlesalbum, Schuhe und diverse Kosmetikartikel im Hotel. Ich hoffe, dass der Großteil der Sachen bei meiner Rückkehr noch in den beiden Tüten ist.

Dann plötzlich ein Megalärm. Ich gehe nach draußen. Tausende von Demonstranten: Schwule, Leben, ich erkenne kommunistische Zeichen, Che Guevaéra-Transparente… ein buntes Treiben, etliche LKW´s und laut, aber fröhlich skandierende Menschen. Ein Erlebnis! Der Zug scheint endlos zu sein und ich erfahre, dass es in Argentinien immer einen Grund zum Protestieren gibt.

 

 

 

 

 

Ich hole mir Wasser, Cola light und ein paar Kekse für den Abend.

Ich frage an der Rezeption nach Batterien für meinen Fernseher, man verspricht mir einen Techniker, der aber nicht kommen wird. Dafür stellte ich fest, dass man nur fest genug auf die Tastatur drücken muss, um sie zu aktivieren.

An der Rezeption habe ich auch den Wunsch geäußert mich um 4:00 h zu wecken, so dass ich rechtzeitig zum Flughafen komme.

SAMSTAG, 08. März 2014

Ich bin erstaunt und glücklich, dass, nachdem ich um 3:45 h wach werde das Telefon tatsächlich um 4:05 h klingelt! Ich möchte viele solcher Erlebnisse, um in der Heimat berichten zu können, dass Argentinier nicht so unzuverlässig sind. Andererseits, ihr lieben Deutschen: Das ist ein anderes Land und wir sind nicht der Nabel der Welt 🙂

Da fallen mir die Worte unseres Altkanzlers Helmut Schmidt ein, der mir sehr imponierte, als er in einer Reportage sagte, dass es anmaßend sei unsere westlichen Werte von Menschenrecht auf alle Völker und Kulturen anwenden zu wollen. Hier leben die Menschen auch nach anderen Gesetzen und hier sind sie der Maßstab, dem wir uns anzupassen haben.

Fertig geduscht (in den meisten Hotels und Haushalten gibt es keine Duschschläuche, der Duschkopf ist an der Wand angebracht) geht es ans packen. Ein letzter Anruf in Bendestorf, Marion gibt heute einen Tagesworkshop und dann geht es zur Rezeption ein Taxi zum Flughafen Jorge Newberry zu bestellen. Die Taxifahrt dauert ca 10 Minuten und kostet € 10,-. Im Erdgeschoss des Flughafens checke ich ein, im ersten Stock ist dann das Scannen und der Abflug.

Ich hole mir einen Kaffee und treffe eine argentinische Familie mit 2 Kindern, eines vier, das andere 1 Jahr und 5 Monate: Es ist selten, dass ein Argentinier englisch spricht, wie der nette Familienvater. Ich gebe USD 5,- für die Kids. Zuerst will der Vater es nicht annehmen, dann stimmt er zu und sagt: „für Karussel“ 🙂

Flughafen Buenos Aires

 

Ich schreibe weiter meinen Bericht, während ich auf den Flieger nach Posadas warte. Das Flughafenpersonal ist gemischt freundlich. Kurzfristig wurde der Flug von Gate 11 nach 9 verlegt, offenbar gängige Praxis. Man muss also die Monitore stets im Blick haben.

 

 

 

Abflug nach Posadas

 

Aufruf des Fluges, Boarding und dann kann es losgehen. Posadas, ich bin auf dem Weg zu dir. Ich denke, dass mich der Freund von Gladys abholen wird – ich bin gespannt auf die neuen Eindrücke dieser Großstadt und den Menschen, denen ich begegnen werde!

 

 

 

Über den Wolken...

 

Habe im Flugzeug die Idee bekommen eine deutsche Schule in Posadas zu besuchen und den Kindern und Jugendlichen 1-2 typisch deutsche Songs beizubringen. Mir kommen folgende Songs in den Sinn:
 Marmor, Stein und Eisen bricht,
 Griechischer Wein
 und 99 Luftballons.

 

 

Wurde von mehreren Stewardessen aufgefordert meinen Sitz nach vorne zu korrigieren, jedes Mal wippte ich hin-und her, um zu demonstrieren das der Sitz defekt ist.

9:05 h, das Flugzeug landet. Es ist ein kleiner Flughafen, erinnert mit irgendwie an den Karlsruher. Erster Kontakt zu Misiones-Boden. Wer würde mich abholen? Wie würden die Deutsch/ Englisch-Kenntnisse sein? Der vorletzte Koffer auf dem Band gehört schließlich mir. Ich gehe zum Ausgang und ein strammer Kerl grinst mich herzlich an. Es ist Alfredo, der Freund von Gladys. Er spricht Engisch und wie…. Wir verstehen uns auf Anhieb. Ich bin froh wieder drauf los reden zu können – es tut gut.

Alfredo zeigt mir einen Teil der Stadt, wir halten zwischendurch an und machen Fotos. Er erzählt, dass er eine IT Firma hat. In Argentinien ist das Internet, zumindest in der Provinz noch nicht so ausgeprägt und somit ist seine Firma nicht üppig ausgestattet. Seine Partnerin hat sich auch auf Internetprobleme spezialisiert. Das Team passt hervorragend zusammen. Gladys empfängt mich in ihrer Baustelle. Die Beiden sind vor ein paar Wochen erst in das Haus einer Freundin eingezogen.

Da ich ein Handy-Ahnungsloser bin helfen sie mir meine Fotos von selbigem auf mein Laptop zu speichern und so kann ich Marion optische Unterstützung zu meinen Telefonaten und Chatnachrichten nach Alemana senden.

Gladys und Alfredo IT-Firma Ja, es gibt noch solche Monitore im Einsatz

 

 

 

 

 

Wir fahren zum Parana, auf der andere Seite des riesigen Flusses liegt Paraguay. In einem Restaurant mit Blick auf das Gewässer essen wir einheimische Dorade – lecker! Der Dip zum Brot allerdings schmeckte wie Pudding, so gar nicht mein Ding.

Blick auf den Parana Parana

 

 

 

 

 

Alfredo

Nach dem Essen fährt Alfredo uns nach Hause und anschließend zum Tanken, was auch schon Mal eine halbe Stunde dauern kann, da Schlange stehen in Argentinien ein Volksport zu sein scheint. Vor jeder Bank stehen sie Schlange und vor vielen Geschäften. Man bekommt dann eine Nummer und in der Reihenfolge wird dann zur Kasse gegangen.

 

Gladys packt, es geht zu Besuch ihrer Eltern ins Dos de Mayo, knapp 200 km entfernt. Die Fahrt ist aufregend, an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält sich niemand und es kann passieren, dass ein riesiges Loch auf der Fahrbahn auftaucht. Das wird dann im letzten Moment geschickt umkurvt. Wir kommen in das Gebiet der Indianer, die in einem Reservat leben. Diese Menschen jagen noch im Urwald, obwohl das nicht gestattet ist. Es ist ein Leben, wie vor 100 Jahren. Wir halten an einem Parkplatz, hoch im Gebirge an. Hier hat man eine Sicht von 60 km – beeindruckend!

Auf dem Weg nach Dos de Mayo

Kakteen Indianerreservat

 

 

 

 

 

Wir biegen in Dos De Mayo auf einen roten Weg ab, die Straße dürfte in der Regenzeit ganz schwer befahrbar sein. Rund um Misiones ist die Erde rot getränkt, was damit zu tun hat, dass der Eisengehalt sehr hoch ist.

Die Oma, stolze 93 Jahre alt

Mutter und Oma von Gladys, die alte Dame ist bereits 93 empfangen uns. Gladys sagte mir im Auto, dass sie befürchten ich sei ein hochnäsiger Gast aus Deutschland. Ich entspreche dem und begrüße die Mutter mit: „Schön, dass ihr meine Gäste seid, Mutter!“ Mit einem Grinsen gelingt es mir ihr klarzumachen, dass es nicht so ernst gemeint war.

 

Die Neuendorfs haben eine Kuh, Schweine und Hühner. Drei große Teiche mit Karpfen und zwei anderen Fischsorten und seit 13 Jahren eine Mandarinenplantage, wo früher der Yerba angebaut wurde, der aber zu anfällig war und zuletzt keine gute Rendite abwarf. Sie sind damit nicht reich, aber sie leben sehr zufrieden. Nicht mal eine Woche haben sie ihr riesiges Grundstück verlassen und das in mehr als 60 Jahren… Unvorstellbar! Urlaub gibt es hier gar nicht, da die Tiere täglich versorgt werden müssen.

Was guckst du? Babyschweinchen Mandarinenplantage in Dos de Mayo

 

 

 

 

 

Es gibt Empanadas mit Rindfleisch und auch mit Käse/ Mais-Füllung, vor 2 Stunden sorgfältig geknetet. Marion würde bei deren Tempo nicht an sich halten können 😉 Ich genieße, trotz großen Hungers, wie sie jedes einzelne Empanada zelebrieren.

Gladys mit ihrer Mutter Empanadas Essen ist fertig

 

 

 

 

 

Ich unterhalte mich mit Enrice, dem Vater von Gladys. In der Juntazeit fühlten sie sich sicher und die Einnahmen waren am höchsten sagt er. Der Peso hatte mal einen USD wert, wurde also 1:1 getauscht, heute ist der offizielle Tauschwert 7,8:1. Auf der Straße bekommt man auch schon mal 10-12:1. 
Früher kaufte man im Grenzgebiet schon mal in Brasilien und Paraguay ein, heute kommen die Paraguayer und Brasilianer nach Argentinen, um hier günstiger einzukaufen.

Die relative Armut prägt. Bevor hier etwas weggeworfen wird muss es tatsächlich nicht mehr zu reparieren sein. Die Geschirrhandtücher sind teilweise nur noch Fetzen, aber sie trocknen ja noch… Es kann auch mal passieren, dass man sich mit demselben Tuch den Flecken aus dem T-Shirt abwischt, wie auch das Gesicht, um anschließend das Geschirr abzutrocknen.

Getränke, wie Bier oder Limo werden mitunter von allen am Tisch aus dem gleichen Glas getrunken. Für europäische Vorstellungen undenkbar, aber hier trinken sie ja auch Mate, was auch als „Trank der Götter“ bezeichnet wird in einer Matera serviert und mit einer Bombilla getrunken. Selbstverständlich wird das Gerät zwischen den Benutzern nicht gereinigt…

Überall geht die Angst vor Überfällen um. Man sagt, dass man nicht weiß, ob man zurückkommt, wenn man unterwegs ist. Auch in Misiones bewundern viele Argentinier die Leichtigkeit und Lebensfreude der Brasilianer. Allgegenwärtig ist ein latenter, mitunter auch ganz offener Pessimismus.

Nach dem prächtigen Mahl kündige ich an ins Bett gehen zu wollen, da ich in den vergangenen 4 Nächten nie mehr als 4 Stunden geschlafen habe. Ich bin gespannt auf mein Zimmer. Zu meiner Überraschung wird dem als hochnäsiger Deutscher befürchteten Gast ein Bett im Zimmer und zusammen mit dem 15-Jährigen Sohn angeboten. Das scheint mir gar nicht zusammen zu passen, aber hier sind viele Sachen anders als bei uns und das ist auch gut so.

Beim Einschlafen denke ich noch: Die sind schon irgendwie anders und muss bei dem Gedanken wohl weggetreten sein….

Wie es weitergeht, erfahrt ihr in Kürze!

Liebe Grüße aus dem wunderbaren Argentinien sendet

Euer Andrés

 

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Andrés Balhorn

Owner and Founder bei POWERVOICE
Andrés Balhorn ist POWERVOICE Gründer, Vocal Coach Ausbilder, Rocksänger, Produzent und Komponist. Seit 1987 ist er als Dozent ein Vorreiter für modernen für Rock/ Pop Gesangsunterricht. Sein 1996 im GERIG Verlag erschienenes Buch POWERVOICE avancierte zum Fachbuchbestseller und ist mittlerweile in der 14. Auflage. Mit mehr als 600 gegebenen Workshops ist er einer der erfahrensten Vocal Coaches in Europa.

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