Sängerausbildung: Azubi-Blog Teil 2/6 – 15.12. – 16.12.2018
Ausbildung zum Certified POWERVOICE Singer | Sängerausbildung
Ausbildungseinheit 2/6 vom 15.12. – 16.12.2018
Willkommen zum 2/6 Teil unserer Sängerausbildung
TIPP: Am Ende des Blogs findet ihr unser Video-Tagebuch.
Samstag, Tag 1 Sängerausbildung
Zur zweiten Einheit der Sängerausbildung empfing uns unser alter Freund Mike. Marion und Andrés sollten eine Stunde später ins Geschehen eingreifen. Wir bekamen als Aufgabe einen Song herauszusuchen, die Botschaft des Songs kurz zu erläutern und danach unsere eigene Intention mit dem Song, zu erklären.
Die Protagonisten und der jeweilige Song:
- Sabrina – Felicitá
- Tanja – You raise me up
- Anna – So what
- Ilka – Pendel
- Miri – Aint no mountain high
- Chris, also ich – Use somebody
Wir versuchten uns also in die Stimmung des Titels zu begeben und unsere eigene Interpretation herauszubekommen, was wir also mit dem Titel verbinden und wie wir ihn interpretieren wollen. Dann kommen Andrés und Marion auch schon. Jetzt bekommen wir auch noch eine Aufgabe zu unserem Song und zwar sollen wir jemanden darstellen und diese Rolle bis und während der Open Stage durchziehen. Man, das war eine krasse Erfahrung, vor allem für mich.
Es gab folgende Rollen:
- Diva mit Starallüren
- eine Musikerin (die Schwester des Blinden) mit Tourette-Syndrom
- eine verrückte, durchgeknallte ewig labernde Person
- eine Prostituierte
- einen Drill-Sergeant
- und den Blinden, mich
Wir sollen offensichtlich lernen aus unserer Komfortzone herauszukommen und uns nicht so wichtig zu nehmen. Die Rolle eines blinden Menschen zu spielen war für mich nach einiger Zeit, wie blind zu sein. Man fängt an anders zu hören und zu riechen. Mein Fokus lag aber natürlich auf dem Hörnen. Nach einiger Zeit beginnt man den Raum etwas anders wahrzunehmen. Leute, das war eine richtig neue und spannende Erfahrung für mich und ich würde als Blinder auch später ganz anders singen. Ich wünsche es niemanden, aber testet es doch selbst einmal aus, wenn ihr die Möglichkeit habt. Für mich war es ein Erlebnis, was mich nachhaltig beeinflussen sollte!
Vor der Open Stage bekamen wir noch eine Ansage von Boss Andrés. Er erwartete, dass wir zukünftig stärker als Gruppe auftreten sollten, denn ein tolles Gruppengefühl würde uns unsere Erfahrungen viel intensiver spüren lassen. Der Lerneffekt wäre dadurch auch größer.
In der Mittagspause ließen wir diesen Worten Taten folgen und beschlossen mehr zusammen zu machen. Vielleicht war die Ansprache vom Chef einfach wichtig, da sich unser Verhältnis untereinander ab der Mittagspause um gefühlt 400% verbesserte. Wir hatten bis dahin ein Verhältnis, was O. K. war, aber jetzt begannen wir eine Einheit zu werden und das war gut so!
Zurück zu unserer Rolle und da spreche ich ab jetzt explizit von meiner Rolle als blindem Menschen, um euch mitzunehmen, was mit mir geschah und wie sich das auf uns als Gruppe auswirkte.
Ich trug einen schwarzen Pulli, eine schwarze Jeans und schwarze Schuhe. Grund: ich wollte den Fokus auf meine Worte, meinen Gesang lenken. Ein Blindenstock gab mir zunächst etwas Sicherheit und eine Sonnenbrille verschleierte meine „blinden Augen“ für den Abend. Das „nichts-sehen-können“ führte dazu, dass sich mein auditiver Sinn enorm fokussierte. Ich nahm meine Mitsängerinnen ganz anders wahr. Ich hörte die Stimmen meiner Mitstreiter neu hörte einzelnen Musikinstrumente in den Songs völlig neu, spürte die Beschaffenheit der bequemen Couch, den harten Boden, die Holzbühne. Was für mich aber erschreckend und spannend zugleich war: Kontrolle abzugeben. Ich musste ja geführt werden und hatte lediglich meinen Blindenstock. An dieser Stelle: Vielen herzlichen Dank an meine Kolleginnen, die sich während des Abends um mich kümmerten!!!! Ich musste Menschen an mich heranlassen. Ich war komplett aufgeschmissen ohne sie. Dieses Gefühl werde ich nie vergessen. Zudem konnte ich mich ja nicht mit so vielen Dingen gleichzeitig beschäftigen wie sonst in meinem Leben. Denn ich habe nämlich auch nicht viel gesehen, womit ich mich beschäftigen hätte können. Was mit der Gruppe am Abend geschah war vorherzusehen. Wir wuchsen definitiv zusammen, da jeder mehr auf den anderen Acht geben musste. Ein schöner, für mich aber auch mega anstrengender Abend. Gut, dass zwei Mitsängerinnen nachher mit mir noch eine Pizza gemacht haben. Ich denke die Nervennahrung war notwendig und wir redeten noch lange bis in die Nacht über diesen ereignisreichen Abend. Die Sängerausbildung rockt!
Open Stage Time
Am Sonntag analysierten wir wieder unsere Performances bei der gestrigen Open Stage. Jeder hat eine Menge mitnehmen dürfen und konnte sängerisch und ich denke auch menschlich, wachsen. Das schönste Geschenk für mich waren allerdings die Worte von Andrés, der uns das Kompliment machte, dass er nun spüren würde, dass wir als Gruppe auftreten würden und man das in der Außenwirkung stark mitbekam. Das machte uns schon ein wenig stolz, da wir genau das wollten!
Mein Gefühl des „komplett- aufgeschmissen-Seins“ hatte ich auch in den Song „Mama“ von „Genesis“ hineingelegt. Ich merkte welch immensen Einfluss das vorher genannte auf meine Stimme auch hatte. Als kleine Übung sollten wir unsere Kollegen auf den Knien etwas vorsingen…
Wir sollten vorsingen und zwar mit einer von den Coaches vorgegebenen Emotion. Das kann man auch selbst zu Hause vor dem Spiegel einmal üben. Krass, wie sich die Stimme mit jeder Emotion verändert, ohne, dass man auf den Stimmsound achtet, sondern lediglich auf die Emotion.
Wer weiß, vielleicht melde ich mich irgendwann beim Schauspiel an, um das noch mehr zu lernen. Es hat jedenfalls richtig Bock gemacht! Ein weiterer Arbeitspunkt am Sonntag war das Thema Improvisation. Wir bekamen ein Playback mit Songtext vorgegeben. Ich war erstaunt wie locker sich jeder der Musik hingibt, auch wenn er sie nicht kennt. Drauf los improvisieren ist gleichzeitig auch komponieren. Ich war echt positiv überrascht, wie es bei den Mädels funktionierte. Das sollten wir viel öfter trainieren, wie ich finde. Ich habe das Gefühl, dass durch das Improvisieren die Stimmen zum Großteil „echter“ klingen. Das war auch wieder eine großartige Erfahrung (ein Learning für mich)! Vielleicht klingen deshalb auch first takes (im ersten Versuch eingesungen) im Studio oft geiler, weil man unbedarft singt …?!
Am Ende des zweiten Tages sangen wir noch in der Gruppe verschiedenes Stilistiken: Rock, Schlager und den harten Schlager. Den Schlager, den viele von uns im Bierzelt erst mit 2,0 Promille ertragen können.
Das war ein toller Abschluss, um das Gemeinschaftsgefühl noch einmal zu stärken, wie ich finde. Die größten learnings für die Gruppe und mich waren:
- scheiß dich um nichts
- stell den verdammten Schädel aus
- Hör auf dich zu kontrollieren
Video Tagebuch der Sängerausbildung Teil 2/6
(inkl. Sprungmarken in der Videobeschreibung auf YouTube)
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Danke Marion & Andrés für diese spannenden Tage! Ich freue mich auf das Einzelcoaching und ich darf demnächst einen Dance-Titel im Studio einsingen – genau mein Ding, ich freue mich tierisch auf die Studioarbeit.
Danke an meine Ausbildungskolleginnen für ein neues Gruppengefühl, ich freue mich auf die nächste Ausbildungseinheit im Januar mit euch!
Ciao und bis zum nächsten Mal
Euer Chris
Christian Martius
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