Technischer Gesang – wer will das hören?

Technischer Gesang – wer will das hören?

Technischer Gesang – wer will das hören?

Immer wieder kommen zu unseren Workshops und Ausbildungen Sängerinnen und Sänger, die seit vielen Jahren Gesangsunterricht haben. Es ist oft erschreckend, dass sie bis dahin ihrem Gesangslehrer teilweise einen Mittelklassewagen gesponsert haben und ihr Gesang leider NUR auf Technik ausgelegt ist.

S. sagte mir, dass er sieben Jahre kontinuierlich Gesangsunterricht genommen, die Ferien durchbezahlt. Bei einem Schnitt von monatlich € 125,- hat ihn das mehr als € 45.000,- gekostet. Heraus kam dabei, dass er ohne Noten nicht singen konnte und auf der Bühne eher wie ein “Töne-Abarbeiter” wirkte, denn als Sänger.

Welchen Zuhörer interessiert technischer Gesang? Nur einen Gesangscoach, der sagen kann: Super, alles Erarbeitete umgesetzt!

Die Stimme ist das überhaupt emotionalste Ausdrucksmittel des Menschen.

Technik vs. Feeling

Technik vs. Feeling

Im Ernst, die Gesangsstimme ist das emotionalste Instrument, die Stimme das überhaupt emotionalste Ausdrucksmittel des Menschen. Technik, hier Gesangstechnik darf immer nur Mittel zum Zweck sein und nie die Basis für den Live- und Studio-Gesang!

Leider verstehen viele Gesangscoaches nicht, dass moderner Gesangsunterricht nicht via Klavier und Noten geschehen kann, zumal nicht, wenn man auf dem Rock/Pop-Sektor live und/oder im Studio bestehen möchte. Man kann Aerosmith, AC/DC, Tina Turner, Pink nicht nur mit dem Piano begleiten, es sei den, dass man fett geile Eigeninterpretation daraus macht!

In Deutschland sind Playbacks häufig verschrieen, was ich zu tiefst bedaure. Ein Sänger, der zu einem Playback singt macht schließlich Livemusik, aber das ist das Thema eines anderen Blogs.

Zurück zur Gesangstechnik …

Technik vs. Feeling

Technik vs. Feeling

Sänger, die auf der Bühne versuchen Töne zu treffen, oder sich auf Einsätze konzentrieren, oder übertrieben artikulieren sind einfach langweilig und ganz offen gesagt:

Das sind keine Sänger, sondern Techniker!

Ehrlicher Gesang ist NIE technisch!

Technik vs. Feeling

Technik vs. Feeling

Mit einem Freund hatte ich neben meiner Arbeit als Vocalcoach eine Musikbar. Wir boten Gesangsshows mit Open Stage an, was auch hervorragend angenommen wurde. Da wir ein großes Sortiment an Playbacks hatten sprach sich das recht schnell herum, Internetplaybacks bspw. via YouTube gab es damals noch nicht (man, muss das lange her sein …).

Es kamen auch viele ausgebildete Sänger, die bei Musicals und der Oper in Hannover oder Hamburg arbeiteten und dann natürlich fast ausschließlich Balladen schmetterten. Das kam immer ungefähr 45 Sekunden an und dann wurde es eintönig, weil eine klassische Technik und Rock/Pop sich gar nicht vereinbaren lassen, außer man bedient einet Nische, wie seinerzeit Andrea Bocelli, aber auch das funktioniert nur vorübergehend 

Die meisten Gäste, die auf unserer Bühne sangen waren jedoch nicht ausgebildet und versuchten nicht aus jedem Ton ein Kunstwerk zu machen. Etliche von ihnen fühlten, was sie sangen.

Jetzt komme ich auf den Umsatz in dieser Bar zu sprechen:
Bei den ausgebildeten Sängern machten wir stets mehr Umsatz, da sich die Leute nach 45 Sekunden abwendeten und sich lieber unterhielten, schließlich wusste man was danach kommt, nämlich “wohlgeformte Vokale und Konsonanten”, ohne Seele und Herz. Da zuzuhören macht keinen Spaß.

Bei den anderen Sängern, also denen mit Ecken und Kanten konnte immer etwas Spannendes passieren, also hörte zu und sah zur Bühne und wir als Betreiber machten weniger Umsatz.

Die Zuschauer feierten viel mehr die ehrlichen, nicht ausgebildeten  Sänger und das machte sich im Applaus bemerkbar. Klar waren da auch mal einige Gäste dabei, die sich, sagen wir mal so, die falschen Songs herausgesucht haben …

Unterricht, hier Vocal Coaching, ist eine klasse Sache, aber er muss praxisorientiert ausgerichtet sein und nicht so, wie er seit 300 Jahren im klassischen Bereich gelehrt wird.

Klassik ist eine andere Sportart als Rock/Pop!

Technik vs. Feeling

Technik vs. Feeling

Zurück zur Bar: Wir existierten in erster Linie nicht von den ausgebildeten Sängern, sondern von denen, die auf der Bühne gerockt haben. Technik darf nicht sichtbar/hörbar sein, sie muss greifen, um Emotionen zu unterstützen, Gesangstechnik muss automatisiert sein.

Es ist wie beim Autofahren: Ein Fahrer, der permanent überlegt welchen nächsten Schritt er machen muss, der überlegt, wo war nochmal Gas, wo Kupplung ist eine Gefahr für den Verkehr. Sänger, die auf der Bühne über Technik nachdenken sind eine Gefahr für unsere Augen und Ohren!

Eine Technik beim Gesang ist immer nur so gut, wie ich sie einsetzen kann, um meine Geschichte zu unterstützen – unsichtbar!

Wer Technik beim Singen in den Vordergrund stellt, der versteht Gesang nicht!

Singen heißt …

Technik vs. Feeling

Technik vs. Feeling

Singen heißt: Exhibitionismus, sein letztes Hemd geben, die Seele befreien, eine Geschichte live erleben und nicht den Versuch starten “Töne zu treffen”!

Wenn in eurem Gesangsunterricht, liebe Schüler, fast ausschließlich Gesangstechnik auf dem Programm steht, dann müsst ihr euch fragen, warum?

Ein Sänger will sein Publikum fesseln und wer sich darauf konzentriert Einsätze zu bekommen, Töne zu treffen, oder besonders klar zu artikulieren, der soll in einem Schülerkonzert seinem Gesangscoach imponieren, ´für den das die wichtigsten Dinge im Leben sind ….

Technik vs. Feeling

Technik vs. Feeling

War da nicht noch was, hat der Autor dieses Blogs nicht einen Bestseller über Gesang mit Namen POWERVOICE geschrieben, in dem es auch um Technik geht?

Richtig, aber Technik muss den Gesang unterstützen und darf nie den Gesang ausmachen!

Wie Technik goes Feeling funktioniert könnt ihr hier nachlesen!
25 Seiten aus dem Bestseller in Europa GRATIS!

POWERVOICE - Die praxisorientierte Methode für Rock/Pop Gesang

Ich wünsche mir mehr Sänger mit Ecken und Kanten, mit Eiern, mit Seele und Herz!

Auf eure Erfahrungsberichte freue ich mich!

Emotionale Grüße sendet euch,

Andrés

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Andrés Balhorn

Owner and Founder bei POWERVOICE
Andrés Balhorn ist POWERVOICE Gründer, Vocal Coach Ausbilder, Rocksänger, Produzent und Komponist. Seit 1987 ist er als Dozent ein Vorreiter für modernen für Rock/ Pop Gesangsunterricht. Sein 1996 im GERIG Verlag erschienenes Buch POWERVOICE avancierte zum Fachbuchbestseller und ist mittlerweile in der 14. Auflage. Mit mehr als 600 gegebenen Workshops ist er einer der erfahrensten Vocal Coaches in Europa.

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