POWERVOICE goes Südamerika – Teil 5

POWERVOICE goes Südamerika – Teil 5

FREITAG, 14. März 2014

4:00 h, die zündende Idee für das Computerproblem kommt mir beim Aufwachen: Ich brauche einen zweiten Monitor, da der Player die Videos nicht auf dem Mainmonitor anzeigt, sondern auf dem zweiten Monitor! Ich stöpsele den Monitor von Gerhard aus seinem Rechner raus und bei mir rein (habe ich seinen Monitor wieder angeschlossen… ??? 🙂 ). Ich sehe die Videos! Gott sei Dank, ich kann mich in der Schule blicken lassen und ich werde die Kids endlich singen hören!

Ich lege mich nochmal hin und versuche zu schlafen, was mir auch fast gelingt, doch dann kräht der erste Hahn. Was soll ich sagen…? Es krähen auch Hahn Nummer 2, 3, 4, 5… 16, 17… Ganz Monte Carlo scheint eine Hühnerstadt zu sein… Es krähen unglaublich viele Teile, die alle im Haus zu sein scheinen und als die Hühner sich auch noch mit den Hunden unterhalten, begrüße ich endgültig den Tag. Guten Morgen Monte Carlo!

Natürlich tummeln sich im Netz bereits viele deutsche Freunde, es ist dort ja bereits 10:00 h und ich sage mal hier mal da: Hallo. Es ist so unwirklich, 4 Stunden auseinander zu sein (später, bei Umstellung der Zeit in Deutschland sind es gar 5 Stunden sein).

Irma bringt mir einen Kaffee, wir sprechen noch kurz über dies und das und um 7:45 h geht es in die Schule.

Gladis, die Deutschbeauftragte der Schule hat wieder einmal alles perfekt organisiert. Ich unterhalte mich mit einigen Lehrern der Schule und habe auf dem Schulhof bereits einige Fans, sogar aus der Primera, also den Kids, die mich noch gar nicht gehört haben, zumindest nicht auf dem Schulhof. Vielleicht haben sie mich im Fernsehen gesehen…

Die Gesangsanlage des Instituto Carlos Culmey steht abgebaut im Zimmer des Direktors, der mich ganz freundlich empfängt. Gereon ist auch schon da.

Juan aus der Administration sagt mir, dass ich mir eine Geige ansehen müsse, auf der Antonius Stradivarius Cremonenfis faciebat ANNO 1748 stehe. Ich werde später mal recherchieren, ob das passen kann, aber ich glaube zu wissen, dass Stradivari da bereits nicht mehr unter uns weilte.

Gladis und Geron trinken Terere

Wir bauen die Anlage auf, trinken mit Gladis, Gereon und einer Deutschlehrerin Terere (Mate mit einer kalten Flüssigkeit, bspw. Wasser, oder Limonade, oder Orangensaft).

Die Pause: Endlich können Schüler des deutschen Institutes zeigen, was in ihnen steckt! Gaby, die Übersetzerin traut sich und singt herzzerreißend. Danach folgt ein ABBA-Titel, und ein Acapella-Song, ein Missiones-Tango und dann singt der Gigolo der Schule, Gabrielle. Die Stimmen klingen immer melancholisch und verletzlich. Das ist hier die Art, wie sie singen. Die Texte handeln oft von Schmerz, Verletzbarkeit, Sehnsucht, Tod. Es wird aber auch die Schönheit Argentiniens, oder Misiones´ besungen, immer aber mit einem Hauch Melancholie.

Schulkonzert Gabby meine deutsche Übersetzerin

Große Klasse

Gabrielle singt uns von den Sehnsüchten des Paranás

 

 

 

 

 

Dann hören wir noch mehr Songs auf Spanisch und ich freue mich über so viel Kreativität.

Mir schießt der Gedanke in den Kopf, dass ich den Song, den ich über Monte Carlo schreiben will forcieren sollte. Da ich nachher mit Gereon in der 7. Klasse Deutschunterricht gebe, könnten wir die Schüler Textideen für den Song sammeln lassen. Thema: Was bedeutet dir Monte Carlo….

Leider ist ein Kabel defekt und der Sound wird dadurch oft beeinträchtigt, was aber die Schüler nicht sonderlich zu stören scheint, meinen Ohren schon. Der Direktor scheint von der Kreativität seiner Schüler angetan zu sein und verlängert wiederum – unter großem Jubel der Schüler – die Pause.

Die Gesangseinlagen der Schüler kommen richtig gut an und so vereinbaren wir am 25. März ein Konzert mit Marion, mir und einigen Schülern in der Schule, oder dem Konzertsaal des Deutschen Gesangsvereins.

DANKE! Ihr seid klasse!

Ich freue mich auf den Auftritt. Zum Abschluss der Pause werde ich gebeten noch einen Song zu singen. Ich zerre Gereon mit nach vorne und wir singen: „Marmor, Stein und Eisen bricht.“ Gereons Gene haben in puncto Sportlichkeit eine Menge abbekommen, was seine Musikalität jedoch anbetrifft…. Es wird eine mega lustige Interpretation, die auch gebührend gefeiert wird.

Danke, liebe Schüler für dieses Erlebnis!

12:00 h, ich werde abgeholt, in der Mittagspause geht es zu Wanda und Hepi, meiner neuen Familie.

Imi, die deutsch sprechende Haushaltshilfe ist ein unglaublich lebensfroher Mensch. Ich schätze mich auch so ein und eines meiner Hobbys ist Menschen auf den Arm zu nehmen. Imi bietet sich dazu an… Wenn ich bspw. sage, dass der Kaffee ganz scheußlich geschmeckt hat (war nie der Fall), ist sie im ersten Moment immer entsetzt. Nach ein paar Tagen jedoch hat sie meine Scherze durchschaut und dreht den Spieß um. Sie bietet mir einen Kaffee mit den Worten an: Hier Andrés, ein scheußlich schmeckender Kaffee, extra für Dich.

Wir essen mit der ganzen Familie: Wanda, Hepi und drei ihrer 5 Kinder: Nelson, Matthias und Ari. Es gibt Asado mit Würstchen, Mandioca, Salat und anschließend Obstsalat.

Die Essenskultur in Argentinien ist hier hervorragend und die Fleischqualität, wenn man den richtigen Metzger kennt (Hepi scheint in Monte Carlo jeden zu kennen), bestechend.

Imi ist eine Seele von einem Menschen und hat immer ein gutes Wort auf den Lippen. Wanda und Hepi sind meine Familie hier in Monte Carlo und es scheint, als wären wir nicht 47 Jahre getrennt, sondern würden bereits immer zusammenleben. Hepi hat als Kind auf mich aufgepasst. Er erzählt mir, dass ich schon früher ein wildes Kind war…

Hepi und Wanda sind in der gleichen Gemeinde groß geworden, in die ich auch geboren wurde.

Ich habe mich schon längst aus diesen christlichen Kreisen verabschiedet, die für mich immer nur meinen Freiheitsdrang beschnitten. Um ein guter Mensch zu werden brauche ich keinen christlichen Glauben. Hier, in Monte Carlo, ist fast jeder Einwohner in einer christlichen Vereinigung. Den ca. 20.000 Monte Carlo-ern stehen über 30 Kirchen und Kirchliche Vereinigungen zur Verfügung.

Darunter gibt es auch eine Menge erzkonservativer Strömungen, die meines Erachtens mittelalterliche Ansichten vertreten und ihre „Schafe“ damit klein halten. Es gibt aber, Gott sei Dank, auch Menschen, die gegen die teilweise völlig konservativen Strukturen angehen. Diese von Menschen gemachten Gesetze, was man darf und was nicht, sind für mich unerträglich. Sie sprechen von: „Jesus macht frei“ und „dass der Glaube glücklich macht“, aber ich erlebe viele unfreie und nicht glücklich erscheinende Menschen unter den Christen in Argentinien, in Deutschland und überall, wo ich bisher mit ihnen zu tun hatte. Individuelle Freiheit ist in vielen Kirchen und evangelikalen Vereinigungen etwas, was es aus meiner Sicht nicht gibt. Fast alles ist reglementiert, man hat immer Angst etwas falsch zu machen. An der Stelle möchte ich ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer anfügen:

„Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen!“

Den „liebenden Gott“, der gepredigt wird, habe ich als Kind nie gespürt. Ein Kinderlied fing an sich in seiner Aussage für mich als Kind zu verändern. Es begann mir Angst einzujagen. Es lautet:

Pass auf, kleines Auge, was Du siehst! Pass auf, kleines Ohr, was Du hörst! Pass auf, kleiner Mund, was Du sprichst! Pass auf, kleine Hand, was Du tust! Pass auf, kleiner Fuß, wo Du gehst! Pass auf, kleines Herz, was Du glaubst! Pass auf, kleines Ich, werd nicht groß!

Jede Strophe mündet dann in:

Denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf Dich, drum pass auf…

Dieser Gott war für mich immer eine Bedrohung: „Big Brother is watching you!“ Aber ich war schon immer ein Kämpfer und habe Dinge nicht einfach so hingenommen, weil mir jemand gesagt hat, dass es schon immer so war und das ich zu gehorchen hätte.

Es wird Zeit für ein Buch: Aus den Fängen der Evangelikalen in die Freiheit. Das ist aber ein anderes Thema und gehört hier nicht weiter ausgeführt. Zum Glück gehören Hepi und Wanda nicht zu den bornierten Christen, sondern zu den aufgeschlossenen und hinterfragenden, ohne ihren Glauben zu verlieren.

Zurück zum Mittagstisch: Das Essen ist wie immer lecker und die Gesprächsthemen lustig. Wir unterhalten uns frei und ungezwungen und ich kann hier sein, wie ich bin, ohne Einschränkung, ohne „aufpassen“ zu müssen 😉

Ich habe an dem 7 m langen Tisch meinen Arbeitsplatz eingerichtet. Manchmal denke ich aber schon, ob es nicht unverschämt ist, dass ich den Platz einfach für mich in Anspruch nehme und meinen Laptop und sämtliche Notizen für die Dauer meines Aufenthaltes hier lagere. Imi wird immer frecher. Als ich frage ob meine Arbeitsutensilien auf dem Tisch stören, sagt sie: „Eigentlich ja, aber wir können ja auch woanders essen!“

Nach dem Essen lege ich mich erst einmal ab und zwar ins Zimmer des jüngsten Sohnes Hénry, der gerade in Obera, Misiones studiert. Nach den angeregten Gesprächen wird mir die Siesta gut tun!

Aus dem Land der kühleren Träume lande ich wieder in der sengenden Hitze Argentiniens. Ich liebe dieses Klima und auf die Mücken in Deutschland reagiere ich bisher deutlich intensiver, als auf die Viecher hier. Ab und zu werde ich zwar gestochen, aber das Leben wäre doch viel weniger interessant, wenn die Dinger gar nicht stechen würden und es überhaupt nicht jucken würde. Ich hätte dann weniger zu erzählen 🙂

Es ist Zeit für einen Ausflug, um auch die Seitenstraßen ein wenig näher kennen zu lernen. Wanda fährt mich herum, unter anderem an den beiden Grundstücken der Söhne Nelson und Matthias vorbei. Sie bauen gerade ihre Häuser, besser gesagt lassen sie bauen. Die Kredite laufen in drei Stufen: Es gibt den 1. Kredit, dann muss der Nachweis erbracht werden, dass damit gebaut wurde, dann gibt es den zweiten Kredit…

Rote Straßen Rote Erde ummantelt von Grün

 

 

 

 

 

Da, wo die Chakras aufhören fängt der Urwald an. Hier ist Natur, wohin das Auge blickt.

Es ist mittlerweile Abend und wir sind zum Essen eingeladen. In Hepi´s Firma hat jemand Geburtstag und es ist hier Sitte die Kollegen zum Asado-Essen einzuladen.

Wir kommen an, als die Party bereits in vollem Gange ist. Es wird viel gelacht und ich werde als deutscher Paradiesvogel viel gefragt. Z. Bsp., warum man den Rotwein in Deutschland „warm“ trinkt, wenn das Wetter doch schon warm ist, oder ob alle Deutschen sind und Mercedes fahren.

Asado in Hepis Werksatt Nelson, der Sohn von Wanda und Hepi Matthias, der Sohn von Wanda und Hepi

 

 

 

 

 

Hier hat jedes Haus und fast jede Firma, die ein intaktes Firmengefüge hat einen Asado-Ofen. Neben Asado gibt es auch noch Hähnchen (Pollo) und Chorizo (Würstchen), Brot und Salate. Es ist einfach lecker und die Runde ist übermütig und witzig.

Ich freunde mich mit einigen Jungs auf Facebook an und wir schießen Erinnerungsfotos. Spontan ändern einige Geburtstagsgäste ihr Titelbild in den gemachten Schnappschuss. Hier gibt es Mitarbeiter, die teilweise schon über 25 Jahre in der Firma sind. Hepi und Wanda sind einmalige Chefs und immer gerecht, sagt man mir. Ich fühle mich hier einfach sauwohl.

Hepis´s ganzer StolzHepi´s Firma, die u. a. Schweiß- und Drehbank-Arbeiten ausführen und große Firmen in Monte Carlo und Umgebung versorgen ist in einer großen Halle untergebracht. Eine Holz verarbeitende Firma ist sein 12 Jahren der Hauptauftraggeber. Diese Firma vergibt 2000-3000 Stunden, die abgearbeitet werden, dann wird der Kontrakt verlängert. Es ist nicht unüblich, dass dann auch mal mit einer anderen Firma unterschrieben wird, aber bisher waren sie immer mit Hepi´s Arbeit zufrieden und günstigere Anbieter wurden nicht ausprobiert.

Die argentinische Mentalität ist nicht zum Arbeiten erschaffen worden, sagt man hier. Männer mit deutschen Wurzeln arbeiten anders, bewusster und härter. Man muss als Arbeiter aber auch immer aufpassen: Arbeitet man zu hart gilt man schnell als „Kollegenschwein“. Arbeiter haben unter der aktuellen Regierung von Christina Fernándes de Kirchner sehr viele Freiheiten und Rechte, als Arbeitnehmer hat man ein schweres Los.

Die steuerlichen Abgaben der Arbeitgeber, wenn sie Leute einstellen, sind immens. Das wissen die Arbeiter und bieten sich an schwarz zu arbeiten. Das wiederum lässt sie glauben, dass sie es mit der Pünktlichkeit nicht so genau nehmen müssen. Auch wissen sie, dass sie den Arbeitgeber erpressen können. Kommt es dann zu dem Punkt, dass sie gar keine Lust mehr haben, dann wollen sie eine Abfindung vom Arbeitgeber. Verweigert er diese, dann schwärzen sie ihn bei der Steuer an, was ihnen eine Prämie garantiert. Eine andere Möglichkeit an Geld zu kommen ist der Krankheitsfall. Können sie nachweisen, dass sie arbeitsunfähig sind, bezahlt erst die Versicherung, anschließend bieten sich ihnen Anwälte an zu klagen und die Arbeitgeber auszusaugen. Es werden sogar solche laufenden Verfahren unter den Anwälten gehandelt und verkauft…

Da Hepi ein ehrlicher Mensch ist, stellt er seine Arbeitskräfte nur offiziell an – die Vor- und Nachteile liegen auf der Hand…

Bei der Party gibt es Rotwein und Bier, aber immer in Maßen. Ich habe nie einen betrunkenen Argentinier im Umfeld „meiner Freunde“ gesehen, obwohl Alkohol in der Gesellschaft ein großes Problem darstellt. Viele Männer verlassen ihre Frauen, um ein neues Leben zu beginnen, oft von heute auf morgen… Dass die Frauen dann mit manchmal 6, 7, 8 Kindern alleine zurückbleiben scheint sie nicht sonderlich zu interessieren. Der Drang nach Freiheit ist dann wohl größer…

Die Regierung zahlt Kindergeld bereits ab dem 3. Schwangerschaftsmonat. Man sagt vielen Argentiniern nach, dass sie nicht an Morgen denken (können). Die vielen Kinder hier führen viele auf den Reiz zurück, am Zahltag viel Geld zu erhalten. Man sagt, dass die sogenannten Dunklen, Indio-Abstämmige so viele Kinder haben, um viel zu kassieren. Die hier sogenannten „Schwarzen“ stammen zumeist aus Paraguay. Viele Argentinier finden es ungerecht, dass man mal schnell Argentinier werden kann, über den an dieser Stelle nur 800 m breiten Paraná fährt, abkassiert, oder zum Arzt geht um dann im ärmeren Paraguay ein gutes Leben zu haben. Außerhalb meines Freundeskreises spüre ich einen unterschwelligen Rassismus. Das gefällt mir gar nicht! Ich argumentiere damit, dass diese Menschen aus einer anderen Kultur kommen und wir nicht unsere Werte und Gewohnheiten 1:1 auf sie übertragen dürfen. Als man ihnen Häuser mit Fenstern zur Verfügung stellte verbrannten sie die Fensterrahmen, weil Fenster keinen Wert für sie haben. Die Solarzellen auf dem Dach montierten sie ab und verkauften sie, da sie warmes Wasser eh nicht gebrauchen konnten…

Die Kommunikation mit den Deutsch sprechenden Argentiniern (viele haben die doppelte Staatsbürgerschaft) läuft immer viel bildhafter, als wir es kennen. Einfache Antworten bleiben bei den Gesprächspartnern nicht hängen, habe ich das Gefühl. Oft denkt man: „Komm auf den Punkt“, aber das ist halt unser Denken 🙂

Auch wenn ich mich mit Alfredo auf Englisch unterhalte gibt es keine kurze Erklärung, da alle Erklärungen in Geschichten münden. Wenn man sich daran gewöhnt hat, dann kann man die gewünschte Antwort filtern.

Nach der Geburtstagsparty verabschiede ich mich von allen. Es war ein wunderbarer Abend und ich werde von Nelson, dem Sohn zu Irma und Gerhard gefahren, die bereits schlafen. Ich bin dankbar den Schlüssel zu haben, so muss ich sie nicht mehr stören. Müde und glücklich gehe ich schlafen. Gute Nacht Nacht, es war ein toller Tag!

SAMSTAG, 15. März 2014

6:00, bin wach und freue mich auf die neuen Erlebnisse. Es soll regnen. Wenn es nur am Vormittag regnet, dann geht es mit dem Boot von Hepi auf den riesigen Fluss Paraná. Der Fluss ist in unmittelbarer Nähe von Monte Carlo, die Hauptstraße endet an dem Gewässer. Monte Carlo ist an einer riesigen Straße entlang errichtet worden. Ich denke mal, dass die Straße um die 10 km lang ist. Rechts und links sind die in Argentinien üblichen Quadras. Jeder Block ist ein Quadra, ca. 100 m. Wenn man also 8 Quadras entfernt wohnt, muss man ca. 800 m laufen oder fahren.

Der Himmel verdunkelt sich, ich schieße ein paar Fotos vom Himmel, dem Haus und dem Grundstück. Die Beiden haben ihre Einrichtung aus Deutschland mitgebracht. Es sieht alles sehr deutsch aus, hier fühlen sich Irma und Gerhard zu Hause. Als ihr Induktionsfeld kaputt ging gab es nur die Möglichkeit in Paraguay ein neues zu besorgen, allerdings kann man immer nur für USD 150,- Waren nach Argentinien einführen. Ein befreundetes Paar aus der Schweiz, die zu Besuch waren durften mehr einführen und so konnte die defekte Induktionsplatte ersetzt werden. Es gibt immer Lösungen und damit auch Geschichten in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wie die Argentinier ihr Land oft beschreiben.

Der Himmel zieht sich zu es wird dunkel sieht wohl nach Regen aus

 

 

 

 

 

Irma hat für heute eine vegetarische Pizza angekündigt. Sie befürchtet, dass ich zu viel Fleisch in Argentinien bekomme, da ich permanent eingeladen werde und natürlich wird immer groß aufgetischt. Es ist herrlich, wie unkompliziert und gastfreundlich die Menschen hier Monte Carlo sind.

Ich versuche Gereon, den Praktikanten an der Deutschen Schule anzurufen, doch er und ich kommen mit der Nummernvergabe hier nicht zurecht. Ich vergaß die 15 für Handys vorweg zu wählen. Nach etlichen vergeblichen Versuchen rufe ich Wanda an. Sie weiß, wie sie Gereon erreichen kann. Wanda ist ein Engel in allen Belangen. Sie ist Tranquilo in Engelsform. Wanda sagt, dass sie nachher sowieso ins Zentrum muss und dann kann sie Gereon abholen und zu Irma und Gerhard bringen.

Irma ist in Hektik, da sie sehr viel Zeit beim Zahnarztbesuch gelassen hat. Sie kann mit der Tranquilo-Mentalität der Argentinier nicht viel anfangen, obwohl sie selbst in Argentinien, im Chacko geboren wurde und die Kindheit in Buenos Aires verbracht hat. Da sie aber die längste Zeit in Deutschland lebte, hat sie natürlich eine andere Mentalität, als die Argentinier. „Deutschen Perfektionismus“ und die damit verbundene Grundordnung gibt es in Argentinien nicht. Irma hasst die Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit der Argentinier. Wir leben aber hier in Monte Carlo, Argentinien und so muss man sich an die Mentalität gewöhnen, oder man isoliert sich auf Dauer. Die Argentinier laden gerne ein, aber sie haben keine Lust auf Stress – ein Wort, das hier belächelt wird.

Als ich einmal Gladis anrief und fragte, ob sie gerade kurz Zeit hat, oder Stress lachten alle in meinem Umfeld, da der Begriff Stress hier eine andere Bedeutung zu haben scheint, oder ein Unwort ist…

Irma lädt zu Tisch. Die Pizza ist sehr, sehr lecker und nicht ganz vegetarisch, da sie mit gekochtem Schinken belegt ist.

Gerhard ist ein ganz ruhiger Mensch und sagt nur das Nötigste. Wir können uns aber prima über deutschen Fußball und Politik unterhalten, private Gespräche sind ihm scheinbar nicht ganz so wichtig und so erfreue ich mich am Denksport mit ihm 🙂

Nach dem Essen muss ich erst einmal einen Mittagsschlaf hinlegen und lasse Gereon mit Irma allein. Irma ist das Gegenteil von Gerhard, sie redet viel und gerne und ist eine Frohnatur, die hier gerne lebt, aber auch an der argentinischen Mentalität viel zu kritisieren hat.

ZoobesuchNach dem Mittagsschlaf gehen Gereon und ich los, um den hiesigen Zoo, 5 km von Monte Carlo entfernt zu besuchen.

Hepi, der noch zu tun hat will nachkommen. Die Bootstour ist ja verschoben… Wir trinken an der Ecke noch eine kalorienarme Limo. Draußen steht eine Box und macht Lärm für 7 Radiosender. Die Musik, die daraus ertönt scheint auch aus 7 Radiosendern zu kommen, aber nicht nacheinander, sondern übereinander. Gereon nimmt das Spektakel noch zum Beweis als Video, also auch als akustisches Erlebnis für die Ewigkeit auf. Video folgt!

Wir wollen gerade los, als Hepi am Café vorbei fährt und uns einsammelt. Am Zoo angekommen winkt man uns herein, als hätte man uns erwartet. Ich frage Hepi, ob er uns angekündigt hat, da er ja stadtbekannt und sehr beliebt ist. Er verneint, aber mein Gesicht war den Betreibern des Zoos schon ein Begriff – sie hatten mich im Fernsehen gesehen und wollten keinen Eintritt von uns. Wir werden hinterher eine Spende bezahlen, denke ich bei mir.

Im Zoo gibt es ganz viele einheimische Tiere, aber auch einen Löwen, der aus einem Zoo, der geschlossenen werden musste hierher gebracht wurde und so seiner Erschießung entging.

Wir sehen Papageien, Flamingos, Beuteltiere, Schafe, Affen, Schlangen und viele Tiere mehr.

Baby-Papageien Futter für den Adler Flamingos

Auch einen von einer Machete fast getöteten Nasenbären versorgen die Zoohüter. Der Vater der Chefin hat den Zoo vor 35 Jahren gegründet. Ursprünglich hatte die Familie einige Tiere, u. a. Affen bei sich zu Hause. Im Laufe der Zeit brachten immer mehr befreundete Familien ihnen verletzte Tiere. Irgendwann sagte man ihnen, dass es doch toll wäre einen Zoo zu gründen. So geschah es dann auch. Der Vater ist mittlerweile verstorben und seine Kinder und Enkel betreiben den Zoo mit einem Angestellten. An dem Nachmittag waren wir die einzigen Gäste… In Hochzeiten hatten sie 17 Raubkatzen, jetzt lebt der einsame Löwe als einziger seiner Art in dem mit Liebe betriebenen Zoo. Ich frage, ob die Nahrung für den Löwen nicht teuer sei, man versicherte mir, dass er gerne Kopf frisst und der sei sehr günstig. Vielleicht habe ich aber auch die Übersetzung falsch verstanden. Den Betreibern des Zoos geht es scheinbar nicht sonderlich gut, aber ich höre kein Klagen.

Wieder gesund und munter Eine Machete verletzte ihn am Kopf Der Pfleger spricht jeden Tag mit ihm - die beiden verbindet eine enge Freundschaft

Der Zoobesuch war sehr beeindruckend, auch die Unterhaltungen mit den Familienangehörigen und dem einzigen Angestellten war spannend. Mit dem Wetter hatten wir Glück, es regnete nicht. Ich lasse ein paar Dollars mehr da, bin beschämt, ob der Einfachheit und der Dankbarkeit der Menschen, die nicht viel haben und das, was sie haben den Tieren geben…

19:30 h, noch kurz bei Hepi via Google Plus mit Deutschland sprechen und dann zum Pastor in das Gotteshaus, das bereits mein Vater vor 50 Jahren mit seinen gewaltigen Worten mit Schall erfüllte.

Die Begrüßung des Pastors empfinde ich als sehr, sehr kühl. Waren meine Eltern doch in zweiter Generation verantwortlich, dass es diesen Ort überhaupt gibt. Mein Vater ist quai ein Kollege des jetzigen Pastors…

Die Jugendband probt gerade und ich begrüße alle per Handschlag und freue mich sie zu sehen. Irgendwie habe ich aber ein ungutes Gefühl, was mir in Argentinien noch nie so widerfahren ist.

Ich hatte angeboten im Gottesdienst am nächsten Tag ein paar Songs zu singen. Man freue sich darauf, sagte man mir im Vorfeld. Es gibt ein Klavier, wenngleich es auch recht verstimmt ist. Es geht nun darum herauszufinden, was ich singen solle: Gospel, Balladen, vielleicht auch etwas rockigeres… Ich scheine mit der Frage nicht sonderlich anzukommen. Ich spiele einen Titel aus Jugendtagen und sofort sagt der Pastor: „Ja, genau das…“ Schade, ich hätte noch andere Titel im Repertoire, aber irgendetwas ließ mich spüren: Hier stimmt etwas nicht. Ich denke mal, dass mein Fernsehauftritt bei dem ein oder anderen aus der Gemeinde für Unmut sorgte, da „Unchain my heart“, „Angels“, „Valerie“ und „All by myself“ wohl nicht ihren Nerv für Musik getroffen hatte. Außerhalb der Gemeinde kam der Auftritt recht gut an, aber hier war meine Kunst wohl nicht besonders willkommen. Lange Haare, eine scheinbar auf die Stirn tätowierte Sonnenbrille, brutaler Gesang mit Taschenfalte – das würde nicht gut gehen. Ich sollte am nächsten Tag noch ein besonderes Erlebnis als Freund des Satans haben. Der Besuch in der Gemeinde war für mich das schlimmste Argentinienerlebnis! Das bizarrste Erlebnis sollte am nächsten Tag folgen.

Hier spielte ich die ersten Jahre meines LebensIm Anschluss an das Vorgespräch in der Kirche, gehen wir noch zu Bekannten meiner Eltern, die mir unser altes Holzhaus zeigen, das mittlerweile nicht mehr auf Pfählen steht, sondern einen Betonuntergrund hat. Hier in diesem Haus habe ich die ersten Jahre meines Lebens verbracht. Gereon, den Kölner Jung nehmen wir mit. Er ist froh neue Kontakte knüpfen zu können und ich bewundere ihn für seine erlernten Sprachkenntnisse und sein Spanisch wird mit jedem Tag besser. Respekt, mein Guter!

Es gibt Pizza, Empanadas mit Pollo und Chipa dé almidon, auch einfach nur Chipas genannt. Lecker, lecker, denke ich und mahne mich nicht zu viel zu essen, da ich in Argentinien ja eigentlich abnehmen möchte… Durch die vielen Wege zu Fuß würde das aber auch schneller gehen.

Ich habe es mit recht konservativen Menschen zu tun und da ich weiß, dass sie in der Gemeinde sind, die ich gerade besucht habe, bin ich auch vorsichtiger, als bei Wanda und Hepi, die ja einen Grund hatten, der Gemeinde nicht mehr angehören zu wollen. Das Ehepaar erzählt mir Geschichten von meinen Eltern, bspw., dass mein Vater sie als Jugendliche in einer christlichen Vereinigung betreute und bei einem Ausflug seine Brille verlor, die er zwei Wochen später auf der 1000 km langen Rückfahrt im Urwald wiederfand.

Die Beiden sind lieb, aber ich nehme sie auch als ein wenig distanziert wahr. Vielleicht bin ich aber auch von der Offenheit „meiner argentinischen Familie“ verwöhnt. Es ist jedoch großartig, dass mich diese Menschen zu meinem Geburtshaus bringen und mir helfen wollen meine Vergangenheit zu begreifen. Später werde ich mit Marion sogar noch ins Geburtshaus gelassen, um Fotos zu machen.

Gegen 21:30 h bestellen mir die älteren Herrschaften ein Taxi und bestehen darauf es zu bezahlen. Vielleicht hat auch Hepi wieder seine Finger im Spiel, man weiß das nicht immer ganz genau – er organisiert hier ALLES für mich. Diese Gastfreundschaft ist unbegreiflich! Immer wieder betont er, wie sehr unsere Väter befreundet waren und es ist ihm wichtig zu sagen, dass es wohl etliche Gespräche gibt, deren Inhalt nur unsere Väter kennen. Hepi und ich verstehen uns super und wir haben eine ähnliche Lebensphilosophie, wenn gleich er überzeugter Christ ist, aber in einer Gemeinde, dessen Pastor ein toller Kerl und geprägter Mensch ist, dazu aber später mehr!

Irma hat mir Schnittchen gemacht, wir unterhalten uns noch eine Stunde, ich trinke zwei Gläser argentinisches Bier und dann ist der Tag auch schon fast wieder Geschichte. Bei Stufe 3 des Ventilators fallen mir so langsam die Augen zu…

SONNTAG, 16. März 2014

Bin wieder mal vor dem Wecker wach. Um kurz vor 6:00 h gehe ich ins Büro und schaue, was es im Internet Neues gibt. Ein kurzer Austausch mit Marion, die bei ihrer Oma zu Besuch ist und dann langsam fertig machen für die Kirche. Bin gespannt, was mich dort erwartet, zumal ich seit über 30 Jahren nichts mehr mit dem Glauben zu tun habe. Irma wird meine Grußworte aus Deutschland übersetzen. Gereon hat sich auch angesagt… Es ist die Kirche, die ich gestern besucht hatte und in der ich mich unwohl fühlte, obwohl ich mich auch auf dieses Stück Vergangenheit gefreut hatte! Irma und Gerhard gehören zu der Gemeinde. Gerhard, der jedoch kaum Spanisch spricht ist kaum noch im Gottesdienst.

Ich hatte Irma schon am Abend zuvor mitgeteilt, dass ich in der Gemeinde nicht singen würde, weil ich mich von dem Pastor nicht sonderlich willkommen gefühlt habe.

Die Gemeinde GottesKurz vor 9:00 h, wir fahren in das Gemeindezentrum, das in der Nähe des alten Haus steht, wo ich als Kind herumtobte.

Viele ganz entzückende, ältere Menschen sprechen mich an und freuen sich, dass ich da bin. Da es eine Radiosendung und einen Fernsehbeitrag über mich, den Sohn der Missionars Otto und seiner Frau Rosel gab, ist mein Gesicht den meisten schon ein Begriff. Immer wieder höre ich, dass jemand von den süßen älteren und zumeist freundlichen Menschen auf mich aufgepasst hat, mit meinen Eltern befreundet war, oder für Mama gebügelt hat… Stolz erzählt mir eine Dame, dass sie das Hochzeitskleid meiner Mutter tragen durfte. Alles kommt mir so vertraut vor.

Apropos vertraut. Ein Herr erzählt mir, dass mein Vater ihn geheiratet hat. Ich denke noch: Mein alter Herr war ja mal drauf…. Dann Gelächter, da er wohl meinte, dass mein Vater, der Pastor ihn getraut hat. Manche Menschen haben schon viele Jahre kein Deutsch mehr gesprochen und so kommen lustige Sätze und somit interessante Interpretationen zustande.

Die meisten Menschen sind ganz herzlich zu mir, bis es zu folgender Begegnung kommt: Ein streng blickender, grauhaarigen Mann begrüßt mich recht distanziert. Er fragt mich, warum ich auf einem Bild mit ausgestrecktem kleinen- und Zeigefinger abgelichtet bin. Ist mir nicht bewusst, dass ich damit den Teufel gerufen habe? Man ist der Kerl schräg drauf! Er meint es ernst! Ich erkläre ihm, dass die sogenannte Pommesgabel für Rock´n Roll und Lebensgefühl steht und das ich damit niemanden gerufen habe. Für ihn gibt es aber nur die eine Bedeutung: Ich rufe damit den Teufel. Ich versuche ihm klar zu machen, dass das nicht meine Absicht sei und ich auf dem Bild lediglich Lebensfreude zum Ausdruck bringen möchte, und meine Musikerfreunde damit grüße, doch er findet es unverantwortlich von mir und möchte nicht weiter mit mir reden und vielleicht auch nichts mit mir zu tun haben. Ich komme in eine Kirche, fühle mich mit dem Pastor unwohl, am nächsten Tag begegnen mir ganz viele freundliche Menschen in dem Gotteshaus und dann bin ich ein Satansfreund…

Hier erlebt man alle Extreme! Der Vater verkündet das Evangelium und der Sohn ruft den Teufel 🙂

Das ist so grotesk und ich denke, man ist die grauhaarigen Seele krank im Kopf! Das ist Mittelalter, inmitten der Schönheit Monte Carlos!

Der Gottesdienst dauert ca. 90 Minuten und ist recht locker. Ich hatte mich ja entschieden nicht zu singen und das war auch gut so, da der Pastor mir hinterher sagte, dass ich im Fernsehen Musik gemacht habe, die in der Kirche nicht so angebracht sei. Ich denke, dass er durch mein Nichtsingen auch nicht in Rechtfertigung kommen musste, gerade dem Herrn gegenüber, für den ich den Teufel rief. Ich lasse Grüße von meinen Eltern da und erzähle, wie es meinen Geschwistern geht, wie viel Enkel meine Eltern haben und wie meine Eltern jetzt in Deutschland leben. Irma übersetzt alles auf Spanisch und ich sehe viele ältere strahlende Gesichter, die sich freuen, dass bei den Balhorns auch nach fast 50 Jahren alles in Ordnung ist.

Der Pastor Gottesdienst Gottesdienst

Viele Menschen aus der Gemeinde, besonders die älteren Menschen gaben mir ein total gutes und heimatliches Gefühl, die Institution Gemeinde Gottes, also Iglesia de Dios habe ich nicht in mein Herz geschlossen.

Ich bin bei den Schwiegereltern von Wanda´s und Hepi´s hoch schwangeren Tochter Karina eingeladen. Ich freue mich riesig auf den Besuch – vielleicht treffe ich dort auch noch auf den Satansbekämpfer…  🙂

Schnell zu Irma und Gerhard, kurz umziehen und dann werde ich auch schon von Hepi´s Tochter und ihrem Mann, Manuél abgeholt. Es geht wieder einmal in eine unwirkliche Gegend. Nach einer Fahrt auf einer roten Straße erreichen wir ein großes Haus, in dem Eugen mit seiner Familie lebt. Sein lautes, aber sinnliches Lachen wirkt total sympathisch und ich habe das Gefühl, dass das ein ganz besonderer Tag werden wird. Wir lachen und flachsen viel, es werden mir Geschichten von meinen Eltern erzählt. Mein Vater und meine Mutter haben einen bleibenden Eindruck in den Köpfen der Menschen hinterlassen. Ich profitiere von der Beliebtheit von Rosel und Otto. Eugen erzählt mir, dass er in der von meinem Vater betreuten Jugend, mit 13 Jahren der jüngste war. Er verrät mir, dass er auch schon einmal für die Rückenschmerzen meines Vaters verantwortlich war, da er heimlich die Luft aus seiner Luftmatratze ließ…

Wir essen Asado und Nieren. Man sagt mir, dass ich das Fett bei den Nieren ruhig wegschneiden kann, da aber alles richtig schön kross ist, weiß ich nicht, was das Fett ist und was die eigentliche Niere, also esse ich alles. Niere scheint eine Spezialität zu sein, schmeckt aber für unseren europäischen Gaumen gewöhnungsbedürftig. Ich habe aber beschlossen alles zu probieren und so muss ich da durch… Dafür liebe ich Asado, genieße den Mandioca und den Salat.

Nach dem Hauptgericht gibt es Eis von der besten Eisdiele in Monte Carlo. Hier kosten 2,5 Liter 100 Peso, für argentinische Verhältnisse Luxus aber es schmeckt wunderbar. Am Freitag beim Assadoessen hatte ich bereits das Vergnügen. Jeder bekam einen Plastikeislöffel und stach damit in den Eiskübel, nahm sich einen Löffel voll heraus aß es und man pendelt mit dem Löffel so lange zwischen dem Eis und dem Mund, bis man nicht mehr mag. Wie beim Mate gibt es hier keine Hygieneerkenntnis, wie bei uns, dass jeder sein eigenes Schälchen haben muss. Übrigens: Mate gibt es auch im Libanon. Dort hat aber jeder sein eigenes Gefäß und das Wasser wird herumgereicht, sagt man mir…

Auf Grund meiner Absicht abzunehmen, verzichte ich diesmal auf das Eis. In Argentinien, oder bei meinen argentinischen Freunden gilt überall das Gesetz: Jeder nimmt sich das, was er möchte, man sollte allerdings zumindest alles einmal probiert haben…

Einer der Seen von Eugen

Nach dem Essen gehen wir mit den Enkeln von Eugen zu seinen Teichen. Er besitzt sechs davon und je nach Größe der Fische werden die zappelnden Flossenträger umgesetzt.

Sein Enkel und die Enkelin, sechs und vier Jahre alt möchten angeln. Jede zweite Minute fangen sie einen Fisch, der aber wieder ins Wasser befördert wird. Die Fische tun mir leid, zumal sie auch schon mal ein paar Minuten im Gras liegen und zappeln, bevor sie wieder zurück geworfen werden. Die Kinder haben einen irren Spaß.

 

Angeln macht Spaß . Und wieder einen gefangen

 

 

 

 

 

Es fängt an zu regnen, dann zu gießen – mein erster Regen hier in Monte Carlo, ja seit meiner Zeit in Argentinien.

Es regnet in Strömen

Wir würden von „es regnet in Strömen“ sprechen, für argentinische Verhältnisse ist das gar nichts 🙂

 

 

 

 

 

und so sieht man innerhalb weniger Sekunden aus

Es gießt und innerhalb von Sekunden sind wir alle völlig durchnässt. Keine Chance die 100 m zum Haus irgendwie mit einem Millimeter trockener Haut zu erreichen. Ein neues, beeindruckendes Erlebnis.

 

 

 

 

und so die Straßen

Wahre Hitze von über 45 Grad und Regen, so dass der Paraná bis zu 8 Metern höher steigt werde ich aber nicht erleben…

Wir setzen und auf die Terrasse, hängen die Shirts auf eine Leine und ich bekomme ein Shirt des verstorbenen Mannes, der anwesenden Tante Else. Ich liebe diese Menschen und ihre unbeschwerte Art. Sie sind mir ans Herz gewachsen und behandeln mich als einen der Ihren.

Wir lachen viel, Elsa lebt im Jahr 3 Monate in Deutschland und zwar von Mai bis Juli. In der Nähe von Stuttgart hat sie noch ein Haus. Ich denke, ich werde sie mal besuchen, zumal ich 3-4 x im Jahr in Stuttgart Workshops und Unterricht gebe.

Nach einer herzlichen Verabschiedung verabreden wir uns für den kommenden Montag zum Fischessen bei Manuel, dem Sohn und seiner Frau (die Tochter von Wanda und Hepi), die um die Ecke von Irma und Gerhard, meinen Gastgebern wohnen.

Wieder im Zentrum von Monte Carlo angekommen, schaue ich mir noch das Haus von Karina und ihrem Mann an. Sie haben zwei Wohnzimmer, eines wird einer Garage geopfert. Morgen bin ich wieder hier und dann gibt es Fisch…

Manuél ist Chef beim hiesigen Yerba-Unternehmen, einer Tochter der Cooperativa. Zusätzlich baut er Maracuja an. Leute, einen solchen Geschmack von diesen herrlichen Früchten werdet ihr in Deutschland nie erleben! Natürlich bekomme ich eine ganze Tüte mit den abartig leckeren Früchten mit! Auch hier werde ich noch ein besonderes Erlebnis mit der Wirkung dieser Frucht haben. Davon erzähle ich euch aber später!

Ich gehe aber erst einmal in der Sommerhitze Argentiniens schlafen. Mir kommt noch kurz in den Sinn, dass hier zu Weihnachten oft 40 Grad herrschen und Elsa mir sagte, dass sie ihr ganzes Haus weihnachtlich schmückt, wie sie es aus Deutschland kennt, hat sie doch in dem europäischen Land lange als Krankenschwester gearbeitet.

Am 21. März, meinem Geburtstag ist in Europa Frühlingsanfang und hier in Argentinien beginnt der Herbst denke ich auf dem Weg ins Land der Träume…

Argentinien ist ein spannendes Land! Ich würde mich freuen wenn Du meine Geschichten teilst!

Euer Andrés 

 

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Andrés Balhorn

Owner and Founder bei POWERVOICE
Andrés Balhorn ist POWERVOICE Gründer, Vocal Coach Ausbilder, Rocksänger, Produzent und Komponist. Seit 1987 ist er als Dozent ein Vorreiter für modernen für Rock/ Pop Gesangsunterricht. Sein 1996 im GERIG Verlag erschienenes Buch POWERVOICE avancierte zum Fachbuchbestseller und ist mittlerweile in der 14. Auflage. Mit mehr als 600 gegebenen Workshops ist er einer der erfahrensten Vocal Coaches in Europa.

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