Wohlfühl-Oase Krankenhaus – Erfahrungsbericht Part 2
Wohlfühl-Oase Krankenhaus Part 2 – Die entscheidende OP
Seit Wochen (wie alles begann) laufe ich mit meinem Gucci-Täschchen herum, meinem großen, auffälligem Begleiter, weil ich mit dem kleinen Bruder, der Beinversion von einem Pinkelbeutel nicht gut leben kann, denn damit fühle ich mich sehr eingeschränkt.
Natürlich trage ich ihn nicht, um zu zeigen: Schaut mal, ich bin krank, denn so krank bin ich ja nicht …
Natürlich reagieren manche Menschen zumeist unsicher, weil es nicht der Norm entspricht mit einem Bauchkatheder herumzulaufen. Was würde ich denken, wenn mir „so jemand“ begegnet“. Zwar trage ich mein Täschchen „falsch“ herum, damit man das gelbe Zeugs nicht sehen kann, aber es gibt ja noch den Pipi-Schlauch, der nicht ganz zu verdecken ist …
Meine Blutwerte sind nicht berauschend und es steht noch nicht fest, ob mein Tumor gutartiger oder bösartiger Natur ist. Eine liebe Freundin hat vor einiger Zeit bösartigen Krebs diagnostiziert bekommen und macht mittlerweile die 5. Chemo durch … Nicht schön und eigentlich sehr traurig, ABER: sie ist eine Kämpferin und hat den Fight angenommen!!! Alles Beste, liebe Micka.!!!
Zurück zu mir. Es folgten Arztbesuche und der unumgängliche Gang zum MRT (Magnetresonanztomographie), wobei der menschliche Körper in Schnittbildern wiedergegeben wird, um so die Organe sehen zu können und ggf. Veränderungen festzustellen.
Das sieht alles sehr gut aus, Herr Balhorn, ich gehe davon aus, dass sie eine Vergrößerung der Prostata haben, die nicht bösartiger Natur ist, aber sicher sein kann man erst, wenn man Gewebe entnommen hat.
Ich mache mir eigentlich keine Gedanken, nur kurz taucht der Gedanke auf, was, wenn?! Micka klagte über Luftnot, Müdigkeit und hielt das über einen langen Zeitraum für eine Erkältung, Überanstrengung und dies und das. Wäre sie bei uns in der Academy, dann hätte ich ihr wahrscheinlich geraten: Ignorieren und kämpfen!
Aber mein Lebensplan sieht nicht vor mir zu viele Gedanken zu machen, frei nach dem soeben genannten Motto: Ignorieren und kämpfen!
Mein „immer für mich da-Arzt“ Doc Fokuhl wünscht mir das Beste und entlässt mich in bekannte Hände.
Krankenhaus – ein Stück Heimat …
Krankenhaus Buchholz, Urologie, Station D. Ich komme also zu den besten Schwestern und Pflegern, die man sich nur wünschen kann, weil alle nicht nur bemüht sind, sondern offen und ehrlich wirken, engagiert und zuvorkommend.
Hurra, mich erwartet mein Dreamteam, die liebenswerte und kompetente jungen Lady Doc Hoppe (Mr. Sonnenschein) und Doc Neumann (Laser-Gott), der mir mit seinem Humor ebenso ans Herz gewachsen ist. Ihn macht aber nicht nur der Humor aus, sondern sein Wissen, Können, seine Art und Souveränität und hier im Krankenhaus hört man nur Gutes über ihn, den Mann, der sich entscheiden musste: Urologe oder Playboy (Insider)?!
Trockener Humor gepaart mit Kompetenz und ungeheurer Empathie – diese beiden Menschen möchte man einfach als Freunde haben! Wer weiß …?!
Es wird ernst …
OP Saal: Die Anästhesie-Ärztin soll eine Rückenmarksnarkose (Spinalkanalstenose) bei mir durchführen, da ich keine Schläuche in mir wünsche, die meine Stimmlippen verletzen könnten, auch wenn das in den seltensten Fällen passiert. Bei meiner Mutter, die zuvor so herrlich singen konnte, ist es aber passiert und danach brach für sie eine kleine Welt zusammen, sie anschließend nicht mehr so lustig drauf los singen konnte.
Nach sieben vergeblichen Versuchen, wahrscheinlich ist meine Wirbelsäule für diese Art der Narkose nicht geeignet, bekomme ich doch eine Vollnarkose und dann geht die Reise mit Doc Neumann los … Allerdings ohne mich, denn ich bekomme durch diese Art der Narkose leider nichts mit und erwache mit einem Wasserlassgehilfen (Schlauch) in meinem angeborenen Urinablasser, auf.
Eine Bilderbuch-Genesung
Marion erwartet mich schon und nach kurzer Zeit fühle ich mich erstaunlich gut. Das Dreamteam besucht mich am Nachmittag und freut sich über meinen guten Zustand, der sich auch nicht ändern sollte. Heute, da ich mit dem Blog begonnen habe, ist Mittwoch und zwei Tage nach der OP. Der Schlauch ist heute entfernt worden und ich fühle mich mega wohl. (Heute ist Montag, 12. August 2019 und die OP liegt eine Woche zurück – in den gesamten 8 Tagen hatte ich nicht einmal Schmerzen, Beschwerden oder irgendeine Komplikation!)
Mein Zimmer teile ich mit Michael, ein Dachdecker-Chef, der mit meinem doch sehr direkten Humor glänzend umzugehen weiß und innerhalb kürzester Zeit wünschen wir uns von Herzen das Schlechteste. Bsp.: Wenn die Schwester eine Spritze setzen muss, dann soll sie beim Zimmernachbarn doch bitte die größte nehmen, oder eine, die bereits stumpf ist. Auch immer wieder beliebt sind Kommentare zum Essen, bspw. “Warum ich bei meinem Gewicht Vollkost bekomme und nicht nur Salat?!“ Netter Kerl, der Michael, ich mag dich!
Das Personal ist wie beim ersten „Hotelaufenthalt“ mega liebenswert. Es ist toll, wie interessiert die Schwestern und Pfleger an den Einzelschicksalen sind! Max erklärt mir alle Zusammenhänge meines Eingriffs ganz genau. Du solltest Arzt werden, mein Lieber – ich weiß, das haben dir schon etliche Menschen gesagt. Ich hatte so viele nette Begegnungen mit dem Personal und danke euch allen von Herzen!
Ich muss ein wenig umdenken
Zwischen beiden Krankenhausaufenthalten bekam ich Grüße und auch Geschenke, u. a. stand auf einem: „Herzlichen Glückwunsch zur zweiten Geburt.“ Das ist ja ganz schön übertrieben, dachte ich damals, aber jetzt werte ich den Satz ganz anders – DANKE, liebe Nora!
Gesundheit wird meistens erst dann geschätzt, wenn man krank ist. Ich habe mir in der Zeit auch viele Gedanken über Wegbegleiter, Freunde, Schüler und Workshopteilnehmer gemacht, die gesundheitliche, also physische Gebrechen haben, oder eine psychisch schwierige Phase durchmachen. Wie oft habe ich gesagt: Ignorieren und kämpfen!
Oft ist das der beste Weg, um einen klaren Kopf zu bekommen und ein Problem zu lösen und oft hilft ignorieren und kämpfen, aber manchmal braucht man einfach Hilfe.
Ich werde meine Sinne überprüfen und vielleicht in Zukunft nicht sofort diese Worte sagen und vielleicht lieber noch einmal hinhören und hinsehen, bevor ich auffordere zu ignorieren und zu kämpfen!
Natürlich weiß ich, dass ich sehr viel Glück hatte, aber ich weiß auch, dass die Liebe und Zuwendung, die Gedanken und der Humor, der Menschen in meinem privaten Umfeld und im Krankenhaus nicht nur meine Genesung vorangetrieben haben, sondern mein Leben von Montag, dem Tag der OP bis Freitag, dem Tag der Entlassung, bereichert haben.
Meine Blutwerte sind übrigens wieder ganz fantastisch und ich werde auch weiterhin versuchen mit meiner Power und meinem schrägen Humor mein Umfeld anzustecken, aber ich werde wohl zukünftig etwas vorsichtiger mit der Aussage sein: Ignorieren und kämpfen!
Danke für eine wunderbare Zeit! Bis bald, ihr Lieben, aber dann hoffentlich nur zu einem freundschaftlichen Besuch auf Station C und D im Krankenhaus Buchholz!
Ich bin gesund!
In Dankbarkeit
Andrés Balhorn
Andrés Balhorn
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Hey, mein lieber Ingo und mein lieber Paul,
ich danke euch von Herzen. Ist es nicht wunderbar neben der Musik auch noch tolle Erfahrungen im Krankenhaus Buchholz gemeinsam gemacht zu haben???? Apropos Musik, kommt doch bitte mal vorbei und rockt die Bühne!!!!!!!!!
Ganz liebe Grüße sendet
Das Brüllhorn 🙂
Lieber Andrés , hier kommen endlich die längst überfälligen Grüße und Genesungswünsche von Ingo mit Paul.
Werde wieder fit. Ich habe mit großem Interesse deinen Krankenhausblog verfolgt. Ich war zwar nur zu einer Leistenbruch-OP auf der Station, habe es aber in guter Erinnerung behalten. See you at Open Stage , hoffentlich dieses Jahr noch. Alle Gute!…. und liebe Grüße an Marion